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Ein halbes Jahr noch, dann soll das „Junge Angebot“ von ARD und ZDF online gehen. Florian Hager (re.) ist für den Jugendableger verantwortlich.

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Jugendkanal und RTLplus: Neue Sender für das Land

ARD und ZDF bereiten die Jugend auf den neuen Internetkanal vor. Der RTL-Medienkonzern entdeckt dagegen die Zielgruppe der Frauen ab 45.

Zum Fernsehen gibt es zwei Positionen. Für die einen gibt es schon jetzt mehr als genug TV-Sender, die anderen können gar nicht genug bekommen. Offenbar haben beide Seiten recht. So wird der neue Jugendkanal von ARD und ZDF, der im Oktober starten soll, nur im Internet zu finden sein, es handelt sich also um das erste Angebot von ARD und ZDF, das nicht auch im Fernsehen zu sehen sein wird. Ein Online-only-Angebot hat bislang nur das Deutschlandradio mit DRadio Wissen gewagt.

Florian Hager, der Chef des jungen ARD/ZDF-Onlineablegers, setzt auf Guerilla-Taktik. Statt klassischer Pressemitteilung gibt es eine E-Mail an junge Medienmacher. Zudem will er den Kritikern, für die öffentlich-rechtlich und jung nicht zusammenpassen, gleich selbst den Wind aus den Segeln nehmen. „Einen Blog starten – im Jahr 2016? Damit zeigen die Verantwortlichen vom ,Jungen Angebot‘ bereits, dass sie von der Mediennutzung junger Menschen keine Ahnung haben“, schlägt er als möglichen Angriffspunkt selbst vor. Immerhin Ironie bringt Hager mit. Das scheint auch nötig, denn bislang ist von den Plänen nicht viel zu sehen, einmal abgesehen vom Blog mit der länglichen Internetadresse www.jungesangebotvonardundzdf.de. Wie das „Junge Angebot“ am Ende heißen wird, wird dort allerdings nicht verraten.

Aber was will das „Junge Angebot“ denn nun? Teilbare Erlebnisse schaffen für junge Leute im Alter von 14 bis 29 Jahre. Ein Angebot ins Netz stellen, über das sich die Nutzer definieren können. Inhalte liefern zur Information, Orientierung und Unterhaltung – ohne Genreeinteilung, aber mit Serien zum Streamen. Die jungen Nutzer sollen dort erreicht werden, wo sie sich aufhalten, also nicht nur in Mediatheken, sondern auch in den sozialen Netzwerken. Rund 20 Formate befinden sich in der Planung, darunter eine News-Show. Die Kosten sollen sich auf 44 Millionen Euro belaufen, die ARD zahlt zwei Drittel, das ZDF ein Drittel.

Es gibt aber auch die gegenläufige Entwicklung zum reinen Internetangebot, dem bekanntlich auch ARD und ZDF erst auf Druck der Politik zustimmten. Während die Öffentlich-Rechtlichen ins Internet ausweichen, treibt der Kölner Privatsender RTL das Prinzip der Nischensender auf die Spitze. Nachdem die Pro-Sieben-Sat-1-Mediengruppe mit Sixx bereits einen Sender betreibt, dessen Angebot sich dezidiert an Frauen richtet, soll RTLplus vom 4. Juni an insbesondere Programm für ältere Frauen machen. „Wir wollen gezielt den wachsenden Best-Ager-Markt besetzen“, sagte der Leiter des neuen Senders, Jan Peter Lacher.

Zwei Stunden mehr TV-Konsum

Frauen ab 45, so hat RTL herausgefunden, schauen täglich rund fünf Stunden fern. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen liegt die Sehdauer hingegen nur bei drei Stunden. Und was wollen Frauen ab 45 nach Meinung von RTL sehen? Es gebe ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Unterhaltung, besonders nach Unterhaltung aus der „guten alten Zeit“, so Lacher. Auf dem Programm sollen darum Wiederholungen von Serien wie „Hinter Gittern“ oder „Dr. Stefan Frank“ und Produktionen wie „Bauer sucht Frau“ stehen. Es soll aber auch neue Eigenproduktionen geben, zudem werden die Spielshows „Familienduell“ und „Jeopardy“ mit neuen Moderatoren wieder aufgelegt. Mit RTL Nitro sprechen die Kölner seit 2012 bereits gezielt die TV-Vorlieben von Männern an.

Ebenfalls Anfang Juli starten RTL und der Disney-Konzern zudem einen weiteren Kindersender, dessen Programm allerdings mit Super RTL identisch ist, jedoch um eine Stunde zeitversetzt. Super RTL sendet sein Kinderprogramm weiterhin von fünf Uhr morgens bis 20 Uhr 15 am Abend, Toggo plus beginnt erst um sechs Uhr, endet aber ebenfalls um 20 Uhr 15. Danach werde es zusätzlich eine weitere Stunde extra Kinderprogramm geben.

„Mit Toggo plus duplizieren wir unser Programm und kommen den geänderten Nutzungs- und Sehgewohnheiten unseres Publikums ein Stück weit entgegen“, begründen RTL und Disney ihre Absichten. So lässt sich die Zahl der TV-Sender sicherlich erhöhen, obwohl doch gerade das Internet die unterschiedlichsten Möglichkeiten für zeitversetztes Fernsehen und Nischenangebote bietet.

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