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Kabarett: "Die Pauli hat nicht geklaut"

Der Kabarettist Frank-Markus Barwasser alias "Erwin Pelzig" über Ehe auf Zeit, Kurt Beck und Nord-Süd-Humor.

Herr Barwasser, in Ihrer Talkshow trifft Ihr Alter Ego Erwin Pelzig als frecher Franke mit Herrenhandtasche auf Polit-Prominenz. Wäre Pelzig der bessere Ersatz für Sabine Christiansen gewesen?

Ach, nein. Wer wollte schon auf die wunderbare Anne Will verzichten? Pelzig hat einen Vorteil: Er kann direkter fragen. Er ist ja ein scheinbar naiver Bürger mit einer gewissen Schläue. Dabei schwingt dann bisweilen ein Hauch von Frechheit mit – was sich der seriöse Journalist nicht trauen darf. Pelzig möchte aber schon etwas von den Gästen erfahren. Es geht nicht darum, die vorzuführen.

Ach ja?

Ich habe früher den Fehler gemacht, dass ich den Gästen zu wenig Raum gelassen habe. Inzwischen nehme ich mich mehr zurück. Das Spannende ist, den Politikern Fragen zu stellen, die sie sonst nicht gestellt bekommen. Ich habe Kurt Beck mal gefragt, was ihm lieber ist: Wenn jemand gar nicht wählt oder wenn er Linkspartei wählt. Da schaute er irritiert. Als guter Demokrat muss er sagen, dass es besser ist, wenn diese Person wählt. Als Sozialdemokrat kann er das eigentlich nicht. Für den Antwortenden ist es immer doppelt schwierig. Er muss nicht einfach nur antworten, sondern auch noch mit einem gewissen Humor reagieren.

Tun die Gäste das?

Wenn es gut läuft, blödeln sie gar nicht so sehr herum, sondern nehmen Pelzig als Figur ernst und denken nicht: „Das ist ja nur ein Kabarettist“. Sie gehen darauf ein, als würde jemand zu ihrem Wahlkampfstand kommen.

Der neue Bayerische Ministerpräsident heißt Beckstein und ist Franke – wie Sie. Vermissen Sie Edmund Stoiber?

Natürlich fehlt eine zentrale Figur, die für Satiriker immer sehr dankbar ist. Jetzt muss man erst mal die ersten hundert Tage abwarten, oder in Bayern, wo die Uhren anders ticken, die ersten hundert Jahre. Beckstein ist in einer Hinsicht im Vorteil: Wenn ihm etwas Peinliches passiert, hat er genug Selbstironie, um das nicht zu verdrängen.

Gabriele Pauli, die schöne Landrätin, die Stoiber gestürzt hat, hat sich den Einfall ihrer „Ehe auf Zeit“ von ihnen geklaut.

Sie hat's ja nicht geklaut, sie hat sich nur anregen lassen. Aber Pelzig ist ja kein Parteimitglied. Das muss sie woanders her haben. Pelzig ist nie bei der Mehrheit. Das findet er alles viel zu verwirrend.

Sehen Sie in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle beim Humor?

Es gibt für uns Südstaatler härtere Pflaster. Berlin würde ich da dazuzählen. Das sagen übrigens viele Kollegen von mir.

Ihr erster Film mit Pelzig in der Hauptrolle, „Vorne ist ganz weit weg“, kommt jetzt in die Kinos. Eine Wirtschaftskomödie um eine mittelständische Unternehmerfamilie. Ihnen wollte jemand den Part des Erwin Pelzig wegnehmen. Stimmt das?

Wir hatten Peter Lohmeyer angefragt für eine Rolle. Ihm war wohl nicht ganz klar, für welche. Der hat gesagt, der Pelzig sei ja eine starke Figur, die würde ihn sehr interessieren. Das war aber das Einzige, was nicht verhandelbar war. In Sachen Pelzig kenne ich mich dann wirklich aus.

Das Interview führte Johannes Gernert

Frank-Markus Barwasser hat es mit der etwas anderen Talkshow aus Bayern ins Erste geschafft. „Aufgemerkt! Pelzig unterhält sich“ läuft um

23 Uhr 45 in der ARD.

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