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Alle gegen das Präsidenten-Paar, so soll es Christian Wulff kurz vor seinem Rücktritt gesehen haben.

© dpa

Kai Wiesinger als Christian Wulff in "Der Rücktritt": Geschockt über Respektlosigkeit

Erste Eindrücke vom Doku-Drama „Der Rücktritt“. Der Sat-1-Film zeigt die letzten Amtstage von Christian Wulff und seiner First Lady Bettina. Für Regisseur Thomas Schadt sind sie die Eingeschlossenen von Bellevue.

Noch 68 Tage trennen Christian Wulff von seinem Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten. Auf einer Dienstreise in die Arabischen Emirate werden ihm erste Fragen zu einem Privatkredit für sein Haus in Großburgwedel gestellt. Es ist der Anfang vom glanzlosen Ende des Staatsoberhauptes. Und es ist der Anfang des Sat-1-Films „Der Rücktritt“, den der Privatsender voraussichtlich im Frühjahr 2014 ins Fernsehen bringen will.
Viele Szenen vom Fall von Christian und Bettina Wulff hat die Öffentlichkeit live miterlebt. Der Film, der zu drei Vierteln aus fiktionalem Material besteht, will vor allem das zeigen, wovon es keine öffentlichen Aufnahmen gibt. „Unser Ziel war eine Art Eingeschlossenen-Drama“, sagt Thomas Schadt, von dem auch der Film „Der Mann aus der Pfalz“ über Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl stammt, und der zum „Rücktritt“ das Drehbuch verfasste und Regie führte. „Wir wollen zeigen, was mit den Menschen im Schloss Bellevue passiert ist. Der Film soll als Gegenspiel das darstellen, was man über die Medien nicht mitbekommen hat.“

Ex-Bundespräsident Christian Wulff wird im Film von Kai Wiesinger dargestellt. Die Dreharbeiten, die am Montag zu Ende gingen, haben den Schauspieler nicht kaltgelassen. Da ist zum Beispiel eine Szene im Flugzeug. Wulff und die mitreisenden Journalisten befinden sich auf dem Weg nach Italien. „Glauben Sie ernsthaft, dass sich hier irgendjemand für Ihre Italienreise interessiert?“, fragt eine Journalistin. „Was werden Sie tun, wenn die Staatsanwaltschaft Hannover ein Ermittlungsverfahren gegen Sie einleitet?“, will ein anderer Journalist wissen. „Treten Sie nur aus Angst vor der Mittellosigkeit nicht zurück?“ geht der verbale Spießrutenlauf weiter. „Das hat mich schon echt geschockt, wie respektlos Menschen miteinander umgehen in einer solchen Situation“, sagt Kai Wiesinger.

Es hat eine gewisse Tragik, sagt Anja Kling

Seine Filmpartnerin ist Anja Kling, die die Rolle der Bettina Wulff spielt. Was denkt sie nach den Dreharbeiten über die Wulffs? Wie viel Verständnis für deren Handlungen hat sie entwickelt, gibt es Mitleid? Dies sei das falsche Wort, sagt die Schauspielerin, „aber es hat eine gewisse Tragik“. Sie ist froh, dass der Film nicht sagen will, wie Christian und Bettina Wulff wirklich waren. Sondern, wie sich ein so glamouröses Paar in einer solchen Extremsituation verhält. „Wir haben versucht, die Gefühlszustände so authentisch wie möglich darzustellen. Aber es war nichts Wertendes dabei“, sagt Anja Kling. Die Maske hat einiges möglich gemacht: Wiesinger und Kling in Anzug und Kostüm, das passt, auch wenn es nicht darum geht, Wulff-Imitate auf die Bühne zu stellen. Schadt will, dass die Schauspieler hinter den Rollen sichtbar bleiben.
Produzent Nico Hofmann von Ufa Fiction – besser bekannt unter dem alten Namen Teamworx – weiß, worauf es ankommt: „So ein Film braucht viel Gefühl, aber er darf nicht gefühlig werden“, sagt er. Vor allem braucht so ein Film ein juristisch wasserdichtes Drehbuch. Am 14. November beginnt in Hannover der Prozess gegen Christian Wulff wegen Vorteilsnahme im Amt als niedersächsischer Ministerpräsident. Nico Hofmann will mit dem Film ein Sittengemälde der Republik zeichnen. Für jede Szene gibt es jemanden, der dabei war und bezeugen kann, dass es ungefähr so abgelaufen ist, wird versichert.
Dennoch ist „Der Rücktritt“ ein Film „mit hohem Risiko“. Er habe zuvor noch keinen Film produziert, bei dem sich so viele Menschen über ihre Anwälte bei ihm gemeldet hätten, sagt Hofmann und erklärt mehrfach:
„Wir fühlen uns sehr, sehr sicher mit unserer Recherche“. Es habe noch keinen Einspruch gegen das Projekt gegeben.
Allerdings gibt Hofmann zu, dass es diverse Schreiben an die Produktionsfirma gab. So hatte der Kölner „Express“ berichtet, dass Christian Wulffs zeitweilige Sprecherin Petra Diroll darauf gedrängt hat, in dem Film nicht mit ihrem Namen genannt zu werden. Wulffs Büroleiterin setzte sogar erfolgreich durch, dass sie überhaupt nicht dargestellt wird. Doch davon will sich Nico Hofmann nicht einschüchtern lassen. „Ich würde mich sehr wundern, wenn der Film verhinderbar wäre.“

Am Pranger steht zugleich die Medienrepublik

Die Ausschnitte aus dem Wulff-Trailer, die am Montagabend zu sehen waren, machen aber auch klar, dass nicht allein die Wulffs am Pranger stehen. „Der Rücktritt“ wird sich gleichermaßen mit der Medienrepublik beschäftigen. „Wir halten das Licht anders hin“, nennt dies Regisseur Schadt, der die Häme gegen Wulff „bisweilen auch als abstoßend empfunden hat“. Einen Ausstrahlungstermin für das Sat-1-Dokudrama „Der Rücktritt“ gibt es noch nicht. „Es wird schnell gehen“, kündigte Sat-1-Mann Jochen Ketschau an.

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