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Kapitalismus: Geld schießt Tore und Quoten!

Joachim Huber kann sich ein lebenswertes Leben ohne "Sportschau" vorstellen. Die Fans haben ohnehin mehr davon, wenn es diese Sendung für die erste Zusammenfassung eines Bundesliga-Spieltages nicht mehr gibt.

So ist es schön, so muss es bleiben? Die ARD überträgt heute den Rückrunden-Start der Bundesliga mit dem Spitzenspiel Gladbach gegen die Bayern. Das Pay-TV Sky zeigt diese und alle Partien eines Spieltages live, die „Sportschau“ gibt am Samstag ab 18 Uhr 30 die erste Zusammenfassung, bis Montag werden die Tore und Szenen x-mal durch die elektronischen Medien gejagt. Es ist Bundesliga, es ist Wahnsinn und der kostet die engagierten Medienunternehmen 412 Millionen Euro pro Saison.

Selbst in Zeiten der Milliarden-Euro- Krise klingt diese Summe enorm, und sie soll steigen, spürbar steigen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will bei der neuen Vergabe der Medienrechte von der Saison 2013/2014 an wenigstens zehn Prozent mehr einsammeln. Das geht nur über den Wettbewerb der Nachfrager. Die ausgeschriebenen Szenarien lassen eine Berichterstattung ohne „Sportschau“ zu. Die ARD-Sendung ist die Chiffre für eine Zusammenfassung im Free-TV kurz nach Spielschluss. Jedes andere Modell war bislang untauglich (Sat 1 nach 20 Uhr 15!), für die Fans undenkbar, steht das nicht sowieso im Grundgesetz?

Es gehört zum Paradox dieses Profisports, dass eine zeitnahe Zusammenfassung besseren Sport verhindert. Eine „Sportschau“ um 18 Uhr 30 bestimmt den Preis jeder weiteren Verwertung mit, im Ergebnis werden die Live- und die übrigen Lizenzen im Wert gedrückt. Die DFL bekommt nicht das Geld, das sie will und das die Vereine zur Motivation ihrer kickenden Millionäre brauchen.

Eine Bundesliga ohne „Sportschau“ wäre eine reichere Liga, die Klubs wären international konkurrenzfähiger. Aber auch zu dem Preis, dass sich die Junkies ihre schnelle Suchtbefriedigung auf irgendeiner Pay-Plattform – Fernsehen und/oder Internet – kaufen müssten, denn die kostengünstigere Variante im Free-TV gäbe es erst nach 21 Uhr 45. Mit Blick auf die Gesamtheit aller Zuschauer, aller Gebührenzahler eine faire Lösung. Die Fans würden wieder Zeter und Mordio schreien. Wenn sie doch mal begreifen könnten: Spitzenfußball ist kein Sozialismus, das ist Turbokapitalismus. Nur Geld schießt Tore und Quoten.

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