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Medien: Kein Platz in Sabans Mannschaft

Fernseh-Vorstand Ludwig Bauer geht. Ist Claus Larass der nächste?

Drei Monate nach dem Einstieg des US-Medienunternehmers Haim Saban bei Pro Sieben Sat 1 gibt es weitere entscheidende Veränderungen im Führungsgremium von Deutschlands größtem Fernsehkonzern. Der für den Bereich Fernsehen zuständige Vorstand Ludwig Bauer habe das Unternehmen zu Ende Oktober auf eigenen Wunsch verlassen, teilte Pro Sieben Sat 1 am Dienstag mit. Als Grund wurden „unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens“ genannt. Zuvor hatte der neue Mehrheitseigner Saban bereits den Aufsichtsrat neu besetzt und den Belgier Guillaume de Posch als Vorstand für das gesamte operative Geschäft an die Unternehmensspitze geholt.

Ludwig Bauer arbeitete seit 1992 für die Fernsehgruppe, unter anderem als Geschäftsführer des Senders Kabel 1. Seit 1999 war er Fernsehvorstand des TV-Konzerns. Das bisherige Vorstandsressort Fernsehen werde nach dem Weggang Bauers aufgelöst, teilte Pro Sieben Sat 1 weiter mit. Die Geschäftsführer der Sender Pro Sieben, Sat 1 und Kabel 1 sollen künftig direkt an den Vorstandsvorsitzenden Urs Rohner berichten.

Über den Weggang Bauers war in der Medienbranche schon seit Wochen spekuliert worden. Im Zuge der Übernahme der TV- Gruppe hatte der neue Mehrheitseigner Saban angekündigt, bei der Größe und Zusammensetzung des Vorstands einige Änderungen vorzunehmen. Saban will die Kosten des Konzerns, der unter der anhaltenden Flaute am Werbemarkt zu leiden hatte, deutlich reduzieren. „Für Sabans Geschmack ist der Vorstand für ein Unternehmen dieser Größe viel zu groß“, sagte ein Branchenkenner dem Tagesspiegel. Er vermutet, dass das sechsköpfige Gremium halbiert werden soll. Sicher auf ihren Posten sitzen nur Unternehmenschef Rohner, dessen Vertrag bis 2006 verlängert wurde, Finanzvorstand Lothar Lanz und der von Saban eingesetzte de Posch. Auf wackeligen Stühlen sitzen dagegen die Vorstände Claus Larass und Jürgen Doetz. „Larass wird höchstwahrscheinlich diejenige Personalie sein, die in nächster Zeit aktuell wird“, sagte ein Insider dem Tagesspiegel.

Larass, früher Chef der „Bild“ und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Springer Verlags, ist seit Ende 2001 im Vorstand von Pro Sieben Sat 1 für die Bereiche Nachrichten, Information und politische Sendungen zuständig. Zudem leitet er den Nachrichtensender N24, der tiefrote Zahlen schreibt und laut Branchenkreisen in Teilen verkauft werden soll. Auch der für Medienpolitik zuständige Jürgen Doetz, Gründungsmanager von Sat 1, muss um seinen Vorstandsposten fürchten. Im Gespräch sei, Doetz von seinem Vorstandsposten zu entbinden, ihn jedoch in den Stand eines Direktors zu versetzen, der über sein Fachgebiet weiter an Vorstandschef Rohner berichten soll. Es wird spekuliert, dass Doetz Saban im Kampf gegen ARD und ZDF nützlich sein könne. Bei den Münchener Medientagen vor zwei Wochen hatte Saban das duale Rundfunksystem und die Privilegien der Öffentlich-Rechtlichen offen kritisiert.

Nicole Adolph

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