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Medien: Kirch-Media: Der Anwärter

Leo Kirchs rechte Hand gibt viel Geld aus: Rund zwei Milliarden Mark für die Lizenzen an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006, weitere drei Milliarden für die nächsten vier Spielzeiten der Bundesliga. Und dann ist da noch Premiere World, das jährlich Millionen-Verluste anhäuft.

Leo Kirchs rechte Hand gibt viel Geld aus: Rund zwei Milliarden Mark für die Lizenzen an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006, weitere drei Milliarden für die nächsten vier Spielzeiten der Bundesliga. Und dann ist da noch Premiere World, das jährlich Millionen-Verluste anhäuft.

Kirchs rechte Hand heißt Dieter Hahn. Hahn - rotblond-gelockt, 40 Jahre alt - sitzt in Kirchs Hauptquartier in München-Unterföhring ein Bürozimmer weiter als der Firmenchef. Nicht alle Untergebenen lieben ihn, ein "Machtmensch" heißt es, andere nennen ihn einen "knallharten Manager". Hahn arbeitet schon seit 1993 im Film- und Fernsehunternehmen. Damals durfte er noch nicht ganz so viel Geld ausgeben wie heute. Als Geschäftsführer des Sportsenders DSF und vom Boxstall Universum TV-Rechte für 65 Millionen Mark. Das Problem: Die Boxer von Universum waren nicht gerade die Sportlichsten und Siegertypen waren sie auch nicht.

Kirch gefiel die antizyklische Einkaufspolitik Hahns und er beförderte ihn 1997 in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe. Seitdem macht Hahn milliardenschwere Deals, manchmal mit fragwürdiger Rentabilität. Nachdem Hahn bekannt gegeben hatte, dass die Kirch-Media 2002 zusammen mit der schon börsennotierten Tochter ProSiebenSat 1 Media AG an die Börse ging, sahen sich Anleger und Analysten die Konzern-Zahlen genauer an: Ohne die Sender-Familie hätte die auf Lizenzen und Programm spezialisierte Kirch Media in 2000 einen Verlust von gut 40 Millionen Mark eingefahren. Kirchs Internet-Aktivitäten in Form des Spaßportals Maxdome sind schon wieder eingestellt. Der Bezahl-Sender Premiere World kommt einfach nicht in die schwarzen Zahlen. Da hilft es wenig, jährlich die Geschäftsführer auszutauschen. Nur rund 2,5 Millionen Abonnenten wollen Kirchs d-Box haben. Ob das alles bezahlte Abos sind, sei dahingestellt. Doch bis Ende 2002 müssen es gut vier Millionen werden. Sind es nur 20 Prozent weniger Abos, hat Premiere-Partner Rupert Murdoch das Recht, sich von Hahn mit 3,3 Milliarden Mark auszahlen zu lassen. Murdoch könnte alternativ auch die Mehrheit an Premiere übernehmen.

Warum darf Hahn seit Jahren so viel Geld ausgeben? Auch Leo Kirch, der nur für seine Firma lebt und jedes Geschäft überwacht, braucht jemanden, auf den er sich blind verlassen kann. Hahns Vorgänger hießen Theye, Mojto, Zmeck. Sobald die ihre Funktion als Primi inter Pares unter Kirch einnahmen, begann auch ihre Demontage. Hahn hat als künftiger Vorstandsvorsitzender der KirchMedia AG bessere Karten. Er trägt für Kirch die Verantwortung gegenüber Banken und Aktionären. So einen kann man nicht einfach abschießen - oder? Der agile Georg Kofler, der Pro 7 zum florierenden Sender machte, wurde allerdings trotz seiner Erfolgezum Home Shopping Europe wegbefördert. "Heckenschützen" vermutete Kofler in Kirchs Top-Management.

Wenn er direkt auf Hahn angesprochen wird, verweist Kofler auf seine eigenen finanziellen Erfolge bei Kirch, und sagt, dass das wohl keiner "toppen" könne. Ex-RTL-Boss Helmut Thoma, immer gut für ein böses Wort über andere Manager, kann mit Hahn wenig anfangen: "Nach außen markiert er den grimmigen Geschäftsmann, gegenüber Kirch zeigt er sich allerdings sehr ehrerbietig." Hahns Erfolge ließen sich ganz bestimmt nicht in Zahlen messen, so Thoma maliziös. Ob Hahn einmal Kirchs Erbe übernimmt, steht auf einem anderen Papier. Es gibt noch Kirchs Sohn Thomas. Zudem hat

Thomas in Georg Kofler einen versierten Golf-Partner. Gemeinsame Runden auf Mallorca sollen ihre große Leidenschaft sein.

Doch womöglich wird die Kirch-Nachfolge an der Börse geregelt. Kirchs Gesamtverbindlichkeiten liegen "Spiegel"-Angaben zufolge bei mehreren Milliarden Mark; das könnte eng werden, falls Murdoch Geld sehen will. Der Gang an die Börse soll frisches Geld bringen. Falls das nicht reicht, kann Kirch in Aktien bezahlen. Wenn der Mehrheitsgesellschafter einmal Murdoch, Prinz Al Walid oder Berlusconi heißt, spielen Georg und Thomas und auch die rechte Hand Kirchs keine Rolle mehr. Hahn weiß, wie so was läuft. Er hat über "Die feindliche Übernahme von Aktiengesellschaften" promoviert.

Matthias Hochstätter

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