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Milchzähne statt Models: Klum wird komisch

Mit einer neuen Kindershow zeigt sich die "Topmodel"-Moderatorin im amerikanischen Fernsehen von ihrer lustigen Seite - und weiß sich dabei weiterhin als erfolgreiche Ein-Frau-Marke zu inszenieren.

Unruhig rutschen die beiden Jungs auf ihren Stühlen hin und her, vor ihnen sitzt Heidi Klum, eines der angeblich schönsten Supermodels weltweit – und hat einen dicken, grünen Popel im linken Nasenloch. Wie sollen sie ihr das sagen? Vorsichtig fragen sie Klum, ob sie eine Erkältung hat, putzen sich selbst auffallend gründlich die Nase – und als sie noch immer nicht reagiert, platzt es aus ihnen heraus: „Du hast da, äh, etwas an der Nase.“

Dass der Popel nur aus Plastik ist und sie gerade nicht wie gedacht für eine Fernsehshow gecastet, sondern vor einer versteckten Kamera reingelegt werden, ahnen die Jungs nicht. Scherz geglückt, Klum zufrieden.

„Seriously Funny Kids“ heißt die Sendung, die sie seit kurzem einmal wöchentlich am Dienstagabend für den amerikanischen Fernsehsender Lifetime moderiert. Hier läuft auch ihr Quotenrenner „Project Runway“, mit dem sie bereits für den Emmy nominiert war. In der Designer-Castingshow zeigt sie sich genau wie bei „Germany’s Next Topmodel“ auf ProSieben eher von ihrer strengen Seite, kanzelt Kandidaten mit vermeintlicher Kälte ab. Dass sie in der neuen Show plötzlich ihre komische Seite hervorkehrt, dürfte jedoch weniger mit einem Sinneswandel zu tun haben. Vielmehr beweist die 37-Jährige wieder einmal ihren Geschäftssinn: auch nach ihrer Ära als Model weiß sie sich als Ein-Frau-Marke zu inszenieren.

Im vergangenen Herbst hatte Klum ihre Flügel als Dessousengel für „Victoria’s Secret“ an den Nagel gehängt. Mehr als zehn Jahre war sie für den Unterwäschehersteller über den Laufsteg geschwebt, hatte für ihn auf Plakaten und in Spots geworben. „Ich muss etwas anderes machen und ich will etwas anderes machen“, sagte Klum der „Los Angeles Times“ nach ihrem Rückzug.

Ein echtes Supermodel, das für große Designer wie Karl Lagerfeld oder Yves Saint Laurent läuft, war die in Bergisch-Gladbach geborene Klum ohnehin nie. In der deutschen Show „Model ’92“ wurde sie entdeckt, ging dann in die USA und schaffte ihren internationalen Durchbruch als Covergirl der Bademodenausgabe von „Sports Illustrated“ und als Model für „Victoria’s Secret“. Längst hatte Klum in den USA Karriere gemacht, bevor sie 2006 in Deutschland zum ersten Mal die „Topmodel“-Show präsentierte.

Während Klum hierzulande wegen ihrer verbissenen Art skeptisch betrachtet wird, sind die Amerikaner begeistert von dem „German Girl“, das Sauerkrautsuppe liebt, in Fernsehshows jodelte und sich selbst den Namen Heidi nicht ausgedacht hat. Diese Authentizität kommt ihr auch bei der neuen Show zugute.

Vier Kinder hat Klum, alle unter sechs. Öffentlich inszeniert sie ihr Famillienleben mit ihrem Mann, dem Sänger Seal und bringt nun bei „Seriously Funny Kids“ ihr altes Leben als Glamour-Girl und ihr neues Leben als fürsorgliche Mutter zusammen: Sie gibt die beruflich erfolgreiche Familienmanagerin, die Kinderkotze wegwischt, High-Heels trägt und nebenbei noch Witze machen kann.

Locker plaudert Klum in der Show, von der einige Episoden in Deutschland über die Website des Senders www.mylifetime.com zu sehen sind, mit Vierjährigen über deren Freundinnen und antwortet mit ernster Miene, wenn sie fragen, ob Klums Mann auch ein paar Tricks beherrsche. Mit der versteckten Kamera lässt sie die Kinder in überraschenden Situationen filmen. Beispielsweise bittet sie zwei Jungs in ein Studio, in dem angeblich eine Kochsendung für Kinder aufgezeichnet werden soll. Kurz vorher bekommen sie von Klum gesagt, dass die Sendung auf Deutsch ist und dass sie nun auch Deutsch reden sollen. Die beiden geben ihr Bestes, mit kehligen Lauten Klums Worte nachzusprechen. Harmlos sind diese Clips und teilweise sehr lustig.

1,1 Millionen Zuschauer schalteten die erste Show ein, was für einen Spartensender wie Lifetime kein schlechtes Ergebnis ist. Die anfängliche Kritik, dass Klum die Kinder vorführe und es aus pädagogischer Sicht nicht vertretbar sei, sich solche Späße mit Kindern zu erlauben, sind inzwischen wieder abgeebbt.

Aber nicht nur auf dem Bildschirm, auch als Werbeikone weiß sich Klum zu inszenieren. Sie hat eine Modelinie für Mütter entwickelt, designt Schmuck und ist das neue Gesicht der Kosmetikmarke Astor. Auf 14 Millionen US-Dollar werden ihre jährlichen Einnahmen geschätzt. Ein Teil davon stammt auch aus Deutschland, wo sie ab dem 3. März mit einer neuen Staffel der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ auf ProSieben wieder als gestrenge Modelmutti zu sehen ist – vermutlich ohne Popel in der Nase.

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