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Mit dem Ersten sieht man besser. ARD-Vorsitzende Monika Piel und Programmchef Volker Herres geben die Ergebnisse der Intendantentagung bekannt.

© dpa

Kölner Runde: Lierhaus, Lena, Lachen

Die ARD-Intendanten weisen jede Kritik am Ersten zurück - auch an der Ägypten-Berichterstattung.

In die Routine der ARD-Intendantenrunde kam gestern Bewegung und Bewegendes. Monica Lierhaus meldete sich mit einer Videobotschaft bei den ARD-Granden und gab sich, wie schon bei der Verleihung der „Goldenen Kamera“ am Samstag in Berlin kämpferisch. Sie wolle hart daran arbeiten, irgendwann vielleicht doch wieder für den ARD-Sport vor der Kamera zu stehen. Außerdem bedankte sie sich erneut, dass man ihr zwei Jahre lang den Moderationsplatz bei der „Sportschau“ frei gehalten habe. „Das hat uns sehr bewegt“, sagte WDR-Intendantin Monika Piel, die seit dem 1. Januar den Vorsitz in der ARD übernommen hat, vor der Presse in Köln.

In der Sache gibt es wenig Neues: Monica Lierhaus wird, wie berichtet, „Botschafterin“ bei der Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“. Was sie dabei genau tun werde, ließ Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten, offen. Das sei Sache der Lotterie, die eine eigenständige Gesellschaft sei und dazu im März die Öffentlichkeit informieren will. Über das Comeback von Monica Lierhaus bei der Verleihung der „Goldenen Kamera“ im ZDF war die ARD nach Auskunft von Volker Herres „vorab informiert“, aber an der Entscheidung über die Gestaltung ihres ersten öffentlichen Auftritts seit zwei Jahren nicht beteiligt.

Ein Wörtchen mitreden kann die ARD allerdings bei der Präsentation des European Song Contest (ESC) mit Titelverteidigerin Lena Meyer-Landruth und Produzent-Komponist-Promoter Stefan Raab. NDR-Intendant Lutz Marmor verteidigte trotz eher mäßiger Quoten bei den von Pro Sieben übertragenen Halbfinals das Verfahren, keine neue Interpretin, sondern nur das Lied für Lena vom Publikum auswählen zu lassen. „Entscheidend ist am Ende, dass wir einen guten Song haben“, sagte Marmor. Die zwölf Millionen Euro, die die ARD als Mit-Gastgeber des Finales am 14. Mai in Düsseldorf aufbringen muss, will sie an anderen Stellen im Programm-Etat für das Erste einsparen.

Ansonsten „gibt’s im Ersten wenig zu lachen“, wie Volker Herres flapsig bemerkte. Die ARD habe ein positiv-seriöses Image, aber „nicht so hohe Werte, wenn es um den Spaßfaktor geht“. Herres bezog sich damit auf eine repräsentative Erhebung, die TNS Infratest im Auftrag der ARD durchführte. Demnach sagten 58 Prozent der Befragten, das ZDF bringe die besten Unterhaltungsshows. Die Mainzer lagen damit noch vor RTL (41) und – nicht überraschend – vor dem Ersten (36). Das hat vor allem bei den Nachrichten (65 Prozent), bei politischen Talkshows (78) und bei den Sportsendungen (62) klar die Nase vorn. Die Intendanten freuten sich vor allem darüber, dass sich 23 Prozent der Befragten für das Erste entscheiden würden, falls sie nur noch einen Sender empfangen könnten. Auf den Plätzen folgen: RTL (20), ZDF (13), die dritten Programme (11), Pro Sieben (9) und Sat 1 (5).

„Insgesamt zufrieden“ sind die Intendanten auch mit der Berichterstattung über die Revolution in Ägypten. Man könnte lediglich stärker auf Sondersendungen wie den „Brennpunkt“ und das breite Angebot bei Phoenix hinweisen, sagte Piel. Die Kritik am Ersten wies Volker Herres zurück. Es mache keinen Sinn, das Programm „permanent zu unterbrechen“. Im Ersten gebe es ohnehin täglich sechs Stunden Sendezeit für aktuelle Informationen.

Die große Baustelle bleibt die zu geringe Akzeptanz beim jüngeren Publikum. Die Intendanten haben sich endgültig von dem einst von Peter Boudgoust (SWR) in den Ring geworfenen Vorschlag verabschiedet, einen eigenen Jugendkanal für die 14- bis 30-Jährigen zu gründen. „Wir sehen keinen Erfolg in einem eigenen linearen Programm“, erklärte Monika Piel. Die Zielgruppe erreiche man am besten im Internet. „Daran arbeiten wir.“ Den jungen Hörfunkwellen der ARD als eingeführte, bekannte Marken werden „stärkere Auftritte“ verordnet. Im Fernsehen will die ARD weiter experimentieren. Der SWR habe einen Innovationstopf für junges Publikum geschaffen – „das werde ich bei uns auch machen“, sagte die WDR-Intendantin.

Nach der zuletzt beschlossenen Programmreform mit einer durchgehenden Talk-Leiste am Abend wurde noch einmal im Detail nachjustiert: So wird im Jahr 2012 das „Sommerkino im Ersten“ von donnerstags um 22 Uhr 45 auf montags um 20 Uhr 15 gelegt – eine Konkurrenz für den ZDF-Fernsehfilm, allerdings nur für etwa ein Dutzend Termine in der Sommerpause von „Hart aber fair“.

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