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Der Verleger Alfred Neven DuMont ist tot

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Update

Kölner Verleger: Alfred Neven DuMont ist tot

Rund zwei Monate nach seinem 88. Geburtstag ist der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont verstorben. Neven DuMont lenkte die Geschicke des Verlagshauses Jahrzehnte lang.

Der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont ist tot. Nach Angaben des Medienhauses M. DuMont Schauberg (MDS) starb der Herausgeber und langjährige Aufsichtsratsvorsitzende des Verlags am Samstag im Alter von 88 Jahren. Neven DuMont, Urgestein der Kölner Zeitungslandschaft, galt als eine der letzten großen Verlegerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegszeit.

„Der Gründungsherausgeber der rheinischen Boulevardzeitung „Express“ hat maßgeblich die Geschicke der Zeitungen, allen voran des „Kölner Stadt-Anzeiger“, beeinflusst“, sagte der MDS-Aufsichtsratsvorsitzende Christian DuMont Schütte am Sonntag. „Der Verlust meines langjährigen Partners trifft mich schwer.“

Zurückweichen lag ihm nicht, Herausforderungen waren sein Lebenselixier. Als Spross einer Kölner Verlegerdynastie geboren trat Neven DuMont 1953 in den Verlag seines Vaters ein und übernahm die publizistische Leitung beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mitte der 1960er Jahre gründete er den „Express“. Heute erscheinen auch die „Kölnische Rundschau“, die „Berliner Zeitung“, die „Mitteldeutsche Zeitung“, die „Hamburger Morgenpost“, die „Berliner Zeitung“ und der „Berliner Kurier“ in der MDS-Gruppe. Die Zeitungen haben eine tägliche Gesamtauflage von mehr als einer Million.

Zur Gruppe gehören auch der Buchverlag DuMont und Beteiligungen an Radio- und Fernsehsendern und Anzeigenblättern. Im Jahr 2013 kam die Mediengruppe DuMont Schauberg auf ein Konzernergebnis von 1,6
Millionen Euro - nach einem Verlust von 112 Millionen Euro im Jahr zuvor. Das Haus beschäftigt an mehreren Standorten insgesamt mehr als 3000 Mitarbeiter. Erst Anfang des Jahres gab Alfred Neven DuMont den Aufsichtsratsvorsitz bei MDS ab.

Neven DuMont gehörte zu den einflussreichen Stimmen in der Medienbranche. Von 1970 an war er Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) erinnerte daran, dass DuMont vor allem der deutsch-israelische Dialog am Herzen gelegen habe. Mit seinem Tod verliere Köln „einen großen Sohn“. Auch die Förderung von Kunst und Kultur lag dem Ehrenbürger der Stadt Köln am Herzen

In all seinen Jahrzehnten an der Verlagsspitze setzte Neven DuMont vor allem auf guten Journalismus als Konstante: „Qualität ist das einzige, was letzten Endes zählt“, mahnte er seine Branche. „Eigentlich dienen wir im demokratischen Sinn den Bürgern. Um sie möglichst gut zu informieren, ihnen eine möglichst große Meinungsvielfalt zu liefern.“

Er war ein Patriarch mit großem Einfluss. Neven DuMont heiratete 1966 Hedwig von Auersperg. Ihr ältester Sohn Markus, ein Künstler, starb 1995. Die jüngeren Kinder sind Isabella, 47, und Konstantin, 45. Letzterer machte in den vergangenen Jahren vor allem dadurch Schlagzeilen, dass er sich vom Verlag seines Vaters absetzte, einem Familienunternehmen, dessen Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (beide SPD) würdigten DuMont als „eine der herausragenden Verlegerpersönlichkeiten Deutschlands“. Der Herausgeber sei ein leidenschaftlicher Verfechter von Meinungsfreiheit und Demokratie gewesen, „der seine Vorstellungen und Überzeugungen zielstrebig und gelegentlich auch streitbar, aber stets mit großer Würde vertreten hat“, erklärte Kraft. Zugleich habe er immer seine gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmer im Blick gehabt und großes Engagement als Kunstmäzen sowie Förderer von sozialen Projekten bewiesen.

Auch WDR Intendant Tom Buhrow gedachte des Verstorbenen: "Mit Alfred Neven DuMont geht eine große Verlegerpersönlichkeit. Er hat die Zeitungslandschaft in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus über Jahrzehnte hinweg stark geprägt und galt zu Recht als Visionär in der Printmedienlandschaft. Mit großer Leidenschaft und unermüdlicher Zielstrebigkeit ist er im Zeitungsjournalismus immer wieder neue Wege gegangen - auch zuletzt im digitalen Zeitalter. Seine Vielseitigkeit und Geradlinigkeit waren einzigartig und haben für viele Vorbildcharakter. Die persönlichen Begegnungen mit ihm waren beeindruckend. Ich werde ihn als Gesprächspartner sehr vermissen."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Alfred Neven DuMont als bedeutende Persönlichkeit und wohltätigen Menschen gewürdigt. DuMont sei mit der Stadt und dem Medienstandort Köln unverwechselbar verbunden gewesen, sagte Woelki am Sonntag in einem domradio-Interview. Er habe durch seine unternehmerische Arbeit und mit Weitsicht den für die Demokratie so wichtigen Medienstandort Köln geprägt und ausgebaut.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, DuMont habe „eine einzigartige verlegerische Erfolgsgeschichte geschrieben, die als sein Lebenswerk erhalten bleibt“. Mit Weitsicht habe er das traditionsreiche Haus klug geführt und über Jahrzehnte publizistische Vielfalt und Journalismus aktiv gefördert.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte den Kölner Medienunternehmer eine „profilierte Leitfigur des verlegerischen Schaffens“. Die Tageszeitung habe DuMont als traditionelles Standbein seines Medienhauses durch Neugründungen, Übernahmen oder Beteiligungen gestärkt.

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