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Medien: Körper und Krieger

„Japaner sind die besseren Liebhaber“ - so hieß vor ein paar Jahren ein, Überraschung!, ziemlich dämlicher deutscher Film und in dieser Woche konnte die „Bild“-Zeitung berichten, dass der Japaner, vor allem die Japanerinnen, Carsten Jancker ganz doll lieb haben.

„Japaner sind die besseren Liebhaber“ - so hieß vor ein paar Jahren ein, Überraschung!, ziemlich dämlicher deutscher Film und in dieser Woche konnte die „Bild“-Zeitung berichten, dass der Japaner, vor allem die Japanerinnen, Carsten Jancker ganz doll lieb haben. Wie kann das sein? Der Japaner an sich, so haben die Reporter von „Bild“ recherchiert, ist eher klein und haarig, deshalb wohl gilt Carsten Jancker, eher groß und glatt, als sexy, attraktiv und begehrenswert. Das hat man hier in Deutschland bis jetzt ja so noch nicht gewusst. Was man nicht wissen und erst recht nicht ahnen konnte, ist, dass das Spiel Japan gegen Belgien am Dienstag das bisher beste und spannendste dieser Weltmeisterschaft war, und vielleicht hätten wir das ohne den Kommentar von Johannes B. Kerner auch gar nicht erkannt. „An der Grenze zum Genuss“ nannte der ZDF-Mann das Match zweier Mannschaften, die nach dem Achtelfinale keine Rolle mehr spielen werden. Wer aber wohl dann? Vielleicht die USA, die Portugal besiegt hat? Vielleicht Irland, das gegen Deutschland ein Unentschieden erkämpft hat? Vor diesem Spiel redete Wolf-Dieter Poschmann mit dem Schlagersänger Joey Kelly, seines Zeichen selber Ire, über den irischen „Spirit“, der vor allem mit Kampf und Kraft zu tun hat. Joey Kelly sagte dann plötzlich ohne jede Not: „Die Iren führen ja schon seit 1000 Jahren Krieg gegen die Engländer.“ Ach so.

Was dann kam, war allerdings kein 90-minütiger Krieg gegen die Deutschen, obwohl Jürgen Klinsmann sich zu der Prognose hinreißen ließ: „Es wird körperlich werden.“ Glaubt man also der „Bild“-Zeitung, muss so ein Satz für die Japanerinnen ein Versprechen sein - es wurde jedoch nicht eingelöst. Jancker schoss kein Tor und zog sein Trikot nicht aus. Es wurde nicht körperlich, es wurde eine Zeitreise - drei Monate zurück, in die Steinzeit des deutschen Fußballs. Davon hat dann aber niemand mehr gesprochen. Matthias Kalle

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