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Medien: Kommunikationsnetze: Alte Technik, hohe Belastung

Wenn Korrespondent Ralph Sina seine Radiobeiträge dem Publikum in Deutschland zu Gehör bringen will, muss er sich erst einmal geduldig an die Schlange am Frachtschalter der Post von Nairobi anstellen. Zwar kann der Korrespondent aus Ost- und Zentralafrika telefonisch auf Sendung gehen (sofern das Kommunikationsnetz in Kenia das zulässt), doch O-Töne würden auf diesem Weg "in grässlichem Zustand" in der Heimat ankommen.

Wenn Korrespondent Ralph Sina seine Radiobeiträge dem Publikum in Deutschland zu Gehör bringen will, muss er sich erst einmal geduldig an die Schlange am Frachtschalter der Post von Nairobi anstellen. Zwar kann der Korrespondent aus Ost- und Zentralafrika telefonisch auf Sendung gehen (sofern das Kommunikationsnetz in Kenia das zulässt), doch O-Töne würden auf diesem Weg "in grässlichem Zustand" in der Heimat ankommen. "Das Fernsehen ist teilweise schneller", sagte Sina gestern in Köln, wo sich die Auslandskorrespondenten des WDR-Hörfunks zu einem zweitägigen Meinungsaustausch trafen.

Dank mobiler Satellitenanlagen können Bilder umgehend von nahezu jedem Ort der Welt aus geliefert werden. Eine entsprechende Aufrüstung der Hörfunktechnik wurde offenbar verschlafen. Zudem werden über die Europäische Rundfunk-Union (EBU) laufend aktuelle Fernsehbilder in die Redaktionen gesandt, auf die alle angeschlossenen Sender zugreifen können. Einen vergleichbaren Service gibt es für den Hörfunk nicht. "Es kann nicht sein, dass Bilder dank der EBU sehr schnell transportiert werden, aber das Radio kommt in Handy-Qualität rüber", sagte Jürgen Döschner, Leiter des Moskau-Studios.

Die Korrespondenten leiden nicht nur unter technischen Problemen: Als die US-Streitkräfte im Dezember 1998 den Irak bombardierten, habe sie 80 Beiträge am Tag abgesetzt und 45 Stunden am Stück gearbeitet, berichtete Birgit Kaspar. Erst dann war ein zweiter Kollege zur Verstärkung ins Studio nachgereist. Unter diesen Umständen wird die persönliche Recherche, vor allem durch Reisen im Berichtsgebiet, erschwert. Dies bezeichneten die Korrespondenten jedoch übereinstimmend als ihre wesentliche Aufgabe. "Auch wir brauchen Bilder", sagte Döschner. "Wir müssen das Leid der Menschen in Murmansk gesehen haben, um es mit Worten beschreiben zu können."

WDR-Chefredakteurin Helga Kirchner würde "am liebsten" jedes Studio mit mindestens zwei Korrespondenten ausstatten, kann aber immerhin darauf verweisen, dass der WDR gerade in New York, Moskau, Shanghai und Straßburg zusätzliche Korrespondentenplätze eingerichtet habe, ohne den Personalhaushalt zu vergrößern.

Die ARD unterhalte mit 36 Hörfunk-Korrespondenten sowie weiteren Kolleginnen und Kollegen in so genannten Gruppenstudios einzelner Sender nach der BBC weltweit das dichteste Netz, betonte WDR-Sprecherin Gudrun Hindersin. Die Klagen über die erschwerten Arbeitsbedingungen wurden von Döschner, Kaspar und Sina denn auch gleich relativiert: "Wir befinden uns bei der ARD noch auf einer Insel der Seligen", sagte Birgit Kaspar.

tgr

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