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Medien: Kooperation unerwünscht

In Zeiten sinkender Werbeumsätze gilt es, Kräfte zu bündeln. Und dann wird schon mal ein Bündnis mit der Konkurrenz geschmiedet.

In Zeiten sinkender Werbeumsätze gilt es, Kräfte zu bündeln. Und dann wird schon mal ein Bündnis mit der Konkurrenz geschmiedet. So will der Berliner Rundfunk 91!4 seine regionale Werbung an die Vermarktungsgemeinschaft Topradio der beiden Sender Kiss FM und r.s.2 abgeben. Das Verkaufspersonal von Topradio wurde schon informiert. Vielleicht zu früh, denn jetzt könnte es Ärger geben.

Falls alles klappt, kann Topradio die Werbezeit von drei Radiostationen anbieten. Am besten im Paket und mit Rabatt, versteht sich. Und damit die Werbekunden nicht auf allen drei Sendern die gleichen Zielgruppen antreffen, stimmen die beteiligten Stationen womöglich ihre Programme ab. Das sei so üblich, sagen Radio-Profis. So eine Programm-Abstimmung ist aus Sicht der Vermarkter sinnvoll, gefällt aber der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) nicht. Deshalb berät die MABB am Montag den Fall. Zumal die eigene Vermarktung eine Grundvoraussetzung für die Sende-Lizenz ist. MABB-Justiziarin Ingeborg Zahrnt sagt dazu: "Bei einer Vermarktungsgemeinschaft muss die Unabhängigkeit der beteiligten Programme gewahrt bleiben." Radio-Profis sagen, dass das nicht der Fall sein wird.

Doch vielleicht berät die MABB am Montag ganz umsonst, denn ein Gesellschafter des Berliner Rundfunks schießt quer: Die RTL-Group, die 30 Prozent am Berliner Rundfunk 91!4 hält, ist gegen die Vermarktungsgemeinschaft. Schließlich stimmt man nicht zu, wenn die Konkurrenz der eigenen RTL-Sender gestärkt wird. "Die Vermarktung gehört zum Kerngeschäft des Senders. Das geben wir nicht ab", sagt Geschäftsführer Jürgen Filla von RTL-Radio. "Wir werden eine Vermarktungsgemeinschaft verhindern." Für so einen Beschluss brauche es nämlich Einstimmigkeit und die werde es mit RTL nicht geben, so Filla. Doch so leicht ist das nicht. Denn RTL hat trotz 30 Prozent-Anteil kein Stimmrecht beim Berliner Rundfunk. Das war seinerzeit die Bedingung der Landesanstalt für eine Beteiligung des Konzerns. "In wesentlichen Fragen des Unternehmensgeschäfts dürfen wir sehr wohl mitstimmen", entgegnet Filla, schließlich gehe es um die Auflösung eines Geschäftsbereichs. Wenn nun RTL dagegen stimmen darf, hätten sich die übrigen Gesellschafter unter Führung der Verlagshäuser DuMont und Märkische Allgemeine sowie der vermeintliche Vermarktungspartner r.s.2 verschätzt. Doch an einen Rückzug vom Berliner Rundfunk denkt Filla deshalb noch lange nicht: "Der Berliner Markt ist uns sehr wichtig. Und Spannungen zwischen den Gesellschaftern gab es schon immer."

matt

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