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Krise in Hamburg: Entscheidung beim „Spiegel“?

Am Freitag wollen sich die Gesellschafter des "Spiegel" außerplanmäßig treffen. Es geht um die Zukunft des Nachrichtenmagazins - und um die Zukunft von Chefredakteur Wolfgang Büchner.

Es ist ein außerplanmäßiges Treffen, zu dem die „Spiegel“-Gesellschafter diesen Freitag an einem unbekannten Ort in Hamburg zusammenkommen wollen. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die Zukunft des Nachrichtenmagazins – genauer, die Zukunft seines derzeitigen Chefredakteurs, Wolfgang Büchner. Zwei der drei Gesellschafter – Mitarbeiter KG (50,5 Prozent) und die Augstein-Erben Franziska und Jakob (24 Prozent) – sind sich mittlerweile einig, dass Büchner gehen muss; beider Anteile reichen aber nicht aus, um die Sperrminoriät des Verlagshauses Gruner + Jahr (25,5 Prozent) zu überstimmen. Da scheint es zu haken: G+J-Chefin Julia Jäkel steht offenbar unter Druck der G+J-Mutter Bertelsmann. In Gütersloh, im Reich von Liz Mohn, wird nicht gern gesehen, wenn das („Spiegel“-)Volk seinen Regenten stürzt und selbst den neuen bestimmen mag.

Die Lösung könnte eine "abgestufte Doppelspitze" sein

Nun ist auch das Verlagshaus nicht an einem fortgesetzten Selbstzersetzungsmarathon interessiert. Eine überzeugende Personalie von außen mit der Kompetenz zum Friedensschluss im Inneren, das würde die drei Gesellschafter zusammen überzeugen. Gerne auch als abgestufte Doppelspitze: Ein Chefredakteur plus ein Stellvertreter, der künftig auch Online-Chef des „Spiegel“ sein soll. Das wäre fast eine Rückkehr zum System Mascolo/Blumencron, die den „Spiegel“ bis April 2013 jedoch gleichberechtigt geführt hatten. Ein funktionierendes System muss es aber sein, anders als bei Mascolo/Blumencron.

Die Printredakteure wünschen sich zwar einen Chefredakteur aus den eigenen Reihen – zum Beispiel den Textchef und stellvertretenden Chefredakteur Klaus Brinkbäumer – doch das würde vor allem G+J als Gefahr für strategischen Stillstand interpretieren, berichtet der Branchendienst „Horizont“. Genau der soll beim „Spiegel“ vermieden werden: Büchners Konzept „Spiegel 3.0“ wird zumindest in Abteilungen wie IT und Vertrieb bereits umgesetzt. Zumindest diesen Teilerfolg will keiner der Gesellschafter gefährden. Mit auf dem Spiel um Bleiben und Gehen steht auch der Posten von Geschäftsführer Ove Saffe.

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