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Nuscheln statt Kuscheln: "Tatort"-Kommissar Nick Tschiller (Til Schweiger,li.) und Ermittler Yalcin Gümer (Fahri Yardim) bekommen die Zähne nicht auseinander.

© NDR

Kritik am Schweiger-"Tatort": Nuscheln, flüstern, töten

Zehn Millionen Menschen erreichte Til Schweigers zweiter "Tatort" am Sonntag. Doch der Ärger vieler Zuschauer ist heftig. Sie kritisieren die übermäßige Gewalt in der Folge mit 19 Toten - und die Nuschelei der Schauspieler.

Auch ein Til-Schweiger-„Tatort“ hat seine Grenzen: Der zweite Fall mit dem 50-jährigen Schauspieler in der Rolle des Hamburger Ermittlers Nick Tschiller interessierte am Sonntagabend um 20 Uhr 15 in der ARD 10,12 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 27,7 Prozent). Schweigers „Tatort“-Premiere vor knapp einem Jahr hatten noch 12,57 Millionen Menschen (33,5 Prozent) gesehen. Zum Vergleich: Der Bremer „Tatort“ mit dem Titel „Brüder“ hatte vor zwei Wochen 10,18 Millionen Zuschauer (27,4 Prozent). Dennoch hatten Schweiger und Kollege Fahri Yardim mit ihrem Film besonders bei den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren Erfolg in der Zielgruppe verbuchte er einen Marktanteil von 29,5 Prozent.

Das Publikum zeigte sich nach der Ausstrahlung gespalten. Fans freuten sich über dieses geradlinige Haudrauf-Fernsehen. Kritiker störten sich an der heftigen Gewalt, vor „Kopfgeld“ hatte es noch kein „Tatort“ auf 19 Leichen gebracht. Das ist Rekord in der Toten-Statistik des seit 1970 ausgestrahlten ARD-Klassikers. Fans wie auch Feinde des zweiten Schweiger-Actionskrimis fanden sich freilich in einem Punkt in der Konsensecke wieder, und zwar im gemeinsamen Ärger über die „Nuschelmonstern“, die durch diesen „Tatort“ liefen. Von Til Schweiger ist das Publikum längst gewohnt, dass der Schauspieler mit der Gesichtsmaske – mehr Ausdruck ist nicht – die Zähne nicht auseinander bekommt. Passt zu seinem Nick Tschiller, der derart mit Testosteron aufgeladen ist, dass er die Bösen vom Astan-Clan nur noch anzischte. Schweiger kann nicht anders, Tschiller will nicht anders.

Aber da waren noch der Polizisten-Verräter Enno Kromer und Tschillers Kollege Yalcin Gümer. Ralph Herforth legte den Kromer schwerst deprimiert an. Seine Resignation über den verlorenen Drogenkrieg flüsterte Kromer nur, selbst der feinhörige Zuschauer musste ständig die Lautstärke erhöhen. Schließlich Fahri Yardim: Der quasselte als Gümer derart schnell, als litte er unter „Hamburger Sprechdurchfall“. Zudem blieben ganze Wortbrocken im Gangbang-Slang hängen. Lass uns ma ermiddeln, Alder! Zum Trost für alle „Schwerhörigen“: „Kopfgeld“ wollte kein Triumph des gesprochenen Wortes sein, in diesem „Tatort“ waren die Totmacher Trumpf.

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