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Kritik an ZDF: In Wirklichkeit ein „Vox light“

Privatsender: Politik muss bei ZDFneo eingreifen

ZDFneo ist ein Phänomen. Das Nachfolgeprogramm von ZDFDoku, gestartet am 2. November, wird vom Mainzer Muttersender mit heftigem Werbeaufwand in die Wahrnehmungssphäre der Zuschauer gedrückt, die Medienkritik ist auch nicht faul – nur das Publikum, das bleibt zurückhaltend. Der Marktanteil von ZDFneo soll sich auf 0,1 Prozent belaufen, das ist eine Marke, die die vielen, vielen Kleinstsender im Universum von Digital- und Satellitenfernsehen erreichen. Obwohl doch das ZDF und seine Konkurrenz dem Neo-Projekt zutrauen, sich in seiner Ausgestaltung als Angebot für die 25- bis 50-Jährigen zum potenziellen Wettbewerber auszuwachsen.

Wahre Intensivgucker von ZDFneo sind die Mitglieder vom Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), Sektion Fernsehen. Das sei „Vox light“, schimpfen sie, es sei unerträglich, dass die Politik wegschaue, wenn ein gebührenfinanziertes, rein auf das Erreichen der jungen Zielgruppe ausgerichtetes Programm privaten Anbietern aus Free-TV und Pay-TV das Wasser abgrabe, monierte VPRT-Chef Jürgen Doetz.

Ein Stopp von ZDFneo in seiner jetzigen Form wird gefordert. Das System, mit dem öffentlich-rechtliche Programme pauschal von den Ländern genehmigt werden, müsse überdacht werden, sagte Doetz auf der VPRT-Mitgliederversammlung. Zwischen dem „Abnicken“ des Konzepts für ZDFneo und der Bekanntgabe des Programmschemas liege fast ein Jahr. Die Medienaufseher sollten bis Jahresende das Programm von ZDFneo unter die Lupe nehmen und auch prüfen, ob das ZDF den genehmigten Finanzrahmen von 30 Millionen Euro einhält. Sonst will der VPRT rechtliche Schritte überlegen.

Mit Serien wie etwa „30 Rock“ und „Seinfeld“ oder Dokus wie „Final 24 – Die letzten 24 Stunden von …“, die auch im Bezahlfernsehen oder bei den privaten Spartenkanälen laufen, wolle ZDFneo eindeutig ein junges Publikum ansprechen. Schwerpunkt des werbe- und nachrichtenfreien Senders sind Comedy-Formate, Serien, Dokumentationen und Filme. Zurzeit werde das Programm vor allem mit Unterhaltung, Spielfilmen und Krimis gefüllt, sagten die Privat-Kritiker.

Weit weniger strittig zwischen den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen Veranstaltern dürfte das Thema Urheberrecht sein. Die Piraterie kennt keine Systemgrenzen. Die Privatsender wollen ihre Inhalte im Internet besser schützen. „Die Digitalisierung wird für uns zum wirtschaftlichen Desaster, wenn es uns nicht gelingt, unsere Sendesignale vor unerlaubtem Zugriff zu schützen und faire Tarife mit den Verwertungsgesellschaften abzuschließen“, erklärte VPRT-Chef Doetz mit Blick auf EU-Kommission und Bundesregierung. Die Politik müsse gesetzliche Grundlagen schaffen, die „den Wert der Inhalte“ stärkten und eine „tragfähige Wertschöpfung“ der Sender ermöglichten.

Der für Radiosender zuständige VPRT-Vizepräsident Hans-Dieter Hillmoth kündigte an, weiter für ein hundertprozentiges Werbeverbot bei den ARD- Radios zu kämpfen. Als „realistischen Zwischenschritt“ werde sich sein Verband zunächst dafür einsetzen, dass mit dem nächsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag die erlaubten Werbezeiten in der ARD einheitlich geregelt werden. So könne der NDR-Hörfunk werktäglich 60 Minuten Werbung verkaufen, der BR dagegen 128 Minuten. Joachim Huber

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