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Nikolaus Brender

© dpa

Kritik: Der scheidende ZDF-Chefredakteur Brender rechnet mit der Parteipolitik, aber auch mit seinem Sender ab

Nikolaus Brender kritisiert scharf die parteipolitische Dominanz über ARD und ZDF. Wenige Wochen vor seinem Abschied attackiert er im Gespräch mit dem "Spiegel" das "Proporzdenken" der Parteien, die Rückgratlosigkeit jener Unionspolitiker wie Hessens Ministerpräsident Roland Koch, die über den ZDF-Verwaltungsrat seine Abwahl betrieben haben.

Brender schont auch den eigenen Sender nicht, in dem sich internes „Spitzelsystem“ etabliert hat, das davon lebt, dass „Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“. Brender spricht von „Inoffiziellen Mitarbeitern“ der Parteien, „wirklich vergleichbar mit den IM der DDR“. Da sei ein „fein gesponnenes Netz von Abhängigkeiten“ entstanden, „aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten lassen“. Er selbst habe „versucht, solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten“.

Vor wenigen Monaten hatte die UnionsMehrheit im ZDFVerwaltungsrat durchgesetzt, Brenders Vertrag nicht mehr zu verlängern. Hauptstadtstudio-Chef Peter Frey wird neuer ZDF-Chefredakteur. Laut Brender „gibt es in der Union ein dunkles Schattenreich, das sich im Verwaltungsrat eingenistet hat und ihn mittlerweile zu dominieren versucht“. Nun sei „auch das ZDF beschädigt. Das Ganze hat der Glaubwürdigkeit der Öffentlich-Rechtlichen einen schweren Schlag versetzt“, sagte der Journalist. Das Bundesverfassungsgericht sei nun „die einzige Institution, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Staatsferne, Form und damit Zukunft sichern kann“.

Brender sagte weiter, „parteipolitische Methodik droht gerade den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu okkupieren“. Dazu zählt er „das Denken in Mehrheits- und Minderheitsmustern sowie in Freund-Feind-Schemata. Fraktionszwang. Intransparentes Hinterzimmergeklüngel. Das alles darf es im Journalismus nicht geben“.

Nikolaus Brender zeigte sich „erleichtert“, dass es für ihn persönlich „jetzt zu Ende geht. Es fällt eine große Last von mir ab“. Er selbst „tauge nicht zur Ikone“ und weiß, dass er auch intern bisweilen mit seinem Führungsstil angeeckt ist. „Einigen bin ich auf die Füße getreten. Das bringt der Job mit sich“, sagte Brender. „Ich wollte hier Kämpfer, keine Schlappschwänze.“

Er selbst sortiere jetzt erst mal Angebote, könne aber wohl „vom Journalismus nicht lassen“. In öffentlich-rechtlichen Sendern kann sich der 61-Jährige sich aber nicht mehr vorstellen: „Das System hat mit mir abgeschlossen. Das werde ich respektieren.“ Tsp

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