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Medien: Kritisch gesehen: Vernetzte Leidenschaft: Liebh@ber gesucht (ZDF)

Liebh@ber gesucht. ZDF.

Liebh@ber gesucht. ZDF. "Mittler" ist zwar nur ein virtueller Mann, aber ein ganzer Kerl. "Viola, du bist wirklich ein heißer Schuss, wenn ich das mal so sagen darf", flirtet Mittler die Unbekannte im Chatroom an und begehrt intime Details einschließlich ihrer Körbchengröße zu wissen. Und was macht Viola, die kühle Karrierefrau? Schießt sie den Schweinigel in den digitalen Orkus, um sich gesitteten, verständnisvollen Männern wie dir und mich zuzuwenden? Nein, sie schweinigelt nach Kräften mit. Gibt hörig intime Details preis, bei denen Zucchinis eine gewisse Rolle spielen, bis es schließlich zur digitalen Penetration in der Badewanne kommt. "Spürst du, wie ich in dir vibriere?" dringt es viril aus dem PC-Lautsprecher. "Mittler" hat die Stimme von Richard Gere. Darin erkennt das ZDF, erregt von "Sommernachtsphantasien", den Sex der Zukunft: "Die Erotik startet durch in ein neues Jahrtausend der virtuellen Verlockungen und vernetzten Leidenschaften." Die durchgestartete Erotik der italienischen Regisseurin Donatella Maiorca aber schien eher eine Persiflage auf vernetzte Leidenschaften zu sein, wie sich aus der Schlusspointe des Films ergab. Man hatte ein reichliches Quantum an schwülstigem Softporno ertragen müssen, als sich alles ironisch aufzulösen begann. Mittler-Gere entpuppte sich als frühreifer Knabe, die "neue Erotik" als uralte Pennälerphantasie. Und Viola erfuhr, dass virtuelle Leidenschaft nicht vor realer Erfahrung schützt: Wunschprojektionen endeten in Ernüchterung.

Michael Burucker

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