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Alle wollen Thommy, was aber will Gottschalk selber?

© dpa

Leserdebatte: Thomas Gottschalk: ARD oder ZDF?

Vorabend vs. Spättalk: Thomas Gottschalk kann sich nur falsch entscheiden, denn beide Systeme bieten ihm die falschen Formate an. Und was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Zu den schweren Atom– und Ehec-Sorgen, die den Bundesbürger tagtäglich umtreiben, kommt jetzt noch diese: Was soll aus Thomas Gottschalk werden, wenn er am 3. Dezember unwiderruflich mit „Wetten, dass...?“ Schluss gemacht hat? Gut, der Entertainer ist 61 Jahre, da kann man schon mal an Ruhestand denken. Zumal der Abschied von Europas erfolgreichster Fernsehshow auf einem Höhepunkt erfolgen würde. Millionen Zuschauer würden ihn in allerbester Erinnerung behalten, Gottschalk in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen.

Aber Abschied ist ein scharfes Schwert. Mag Gottschalk 61 und ein wohlhabender Mann sein, auch für Thommy, den TV-Rentner, hat der Tag 24 Stunden. Und fühlt er sich nicht wie 51? In einer Gesellschaft, die altert, doch nicht altern will, darf einer mit 61 nicht täglich ums Haus streichen und die Hecke streicheln.

Und dann das. Das Fernsehen, jedenfalls das öffentlich-rechtliche von ARD und ZDF, hat Thomas Gottschalk unendlich lieb. Dickste rote Teppiche sind ausgerollt worden, damit der mit Familie im Himalaya Urlaubende zu einem der beiden Angebote Ja sagt. Das Erste möchte den darbenden Vorabend im Oktober mit Gottschalk aufhübschen. Die ARD will den Entertainer von Montag bis Donnerstag live im Werberahmenprogramm bis 20 Uhr einsetzen. „Wir stellen uns vor, dass er vor der ,Tagesschau’ eine Sendung präsentieren wird mit Nachrichten vom Tage, die in der ,Tagesschau’ nicht zu sehen sind“, sagte Programmdirektor Volker Herres. Als Beispiel nannte er die Auswüchse rund um Facebook-Partys.

Das klingt nach „Tagesshow“ vor der „Tagesschau“ – und es klingt schauderhaft. Gottschalk im engen Studio, Gottschalk ohne Show, Gottschalk mit Herzilein und Scherzilein zu B- und C-Nachrichten des Tages; das sieht so viel mehr nach Jürgen Drews als nach Thomas Gottschalk an. Aber das Geld. Sein Freund Günther Jauch, der von September an als ARD-Talker üppige Honorare einstreichen wird, dürfte ihm schon erzählt haben, was eine ARD in Not in der Kasse hat. Für Jauch, Kai Pflaume und Matthias Opdenhövel hatte das Erste zwar keine innovativen Formate, doch immerhin erprobte Programme. Bei Gottschalk will das Erste plötzlich die zündende Idee haben? Thommy könnte via ARD reich und arm zugleich werden.

Das ZDF glaubt seinen Star besser zu kennen. Es hat ihm eine wöchentliche Talkshow sowie einige Abendshows angeboten. Das mit den Shows geht klar, da passen Fernsehmann und Format zusammen; jeder Versuch, jenseits von „Wetten, dass...?“ mit Gottschalk zu punkten, ging daneben: „Gottschalk & Friends“ (2005), „Die Cleversten – der große Drei-Länder-Check“ (2005,2006), „Musical Showstar 2008“ wurden vom „Wetten, dass...?“-Zampano immer ungeschehen gemacht. Spättalk war auch dabei, „Gottschalks Late Night“ 1992 beim Privatsender RTL. Ein ehemaliger Redaktionsleiter sagt: „Thommy kann nicht Talk, er kann nur Gottschalk.“ Der zog nach dem RTL-Gastspiel weiter zu Sat 1, „Gottschalks Hausparty“ lief von 1995 bis 1997 und recht gut, die Show „Gottschalk kommt“ (1996 bis 1999) kam mäßig an.

Es bleibt die Erkenntnis, dass seine eigene TV-Vergangenheit für Gottschalk sehr gemischte Erfahrungen bereithält. Machte er mal nicht „Wetten, dass...?“, dann knickte die Quotenkurve ein. Was immer er bei ARD oder ZDF anstellen wird, er wird um jeden Zuschauer kämpfen müssen. Selbst der begnadete Entertainer Thomas Gottschalk hat keinen Freibrief auf Quotenerfolg.

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