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Auftakt Misslungen. Sabine Lisicki während des ersten Satzes, den sie mit 1:6 verloren geben muss.

© AFP

Leserdebatte zum Sport bei ARD und ZDF: Sport ist nicht weniger wichtig als Kultur

Für Tagesspiegel-Sportchef Friedhard Teuffel ist Sport mehr als die Wok-WM. Er will darum relevanten Sport bei ARD und ZDF sehen - weil die journalistische B-Note entscheidet und nicht das Heldentum.

Sport ist kommerzielle Unterhaltung und gehört deshalb nicht zum öffentlich-rechtlichen Kerngeschäft, schrieb der Tagesspiegel-Medienredakteur Joachim Huber am Dienstag. Also ab mit ihm in die Privatsender, das wäre konsequent. Nur ist Sport eben mehr als die Wok-WM. Vor allem ist er mehr als das, was das Fernsehen derzeit aus ihm macht.

Seinen Platz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat sich der Sport verdient, weil er nichts weniger ist als Kultur. Bewegungskultur. Sport ist die Form, in die der Mensch Rennen und Toben und Spielen gegossen hat. Eine schöne Leistung, und dass diese Bewegungskultur gleichzeitig auch beste Unterhaltung und Tagesgespräch sein kann, sei es ein Fußballspiel mit Elfmeterschießen oder ein geschmeidiger Rekordsprint von Usain Bolt, macht Sport nur umso wertvoller.

ARD und ZDF zeigen nicht zu viel Sport, sie laufen eher Gefahr, Sport auf den Fußball und wenige andere Ereignisse zusammenzupressen. Reflexhaft wehren sich die Sendeverantwortlichen gegen diesen Vorwurf und wedeln mit hohen Anteilen für andere, kleinere Sportarten herum. Doch diese Bilanzen sind verdorben durch den Wintersport, durch ganztätige Sendearien, die einen an kalten Tagen gerne aufs Glatteis führen, aber eben nur ein Bruchteil sind von dem, was Sport wirklich ausmacht. Wie viele Biathleten gibt es eigentlich in Deutschland und wie viele Skispringer?

Die Relevanz beginnt beim Kinderturnen und geht bis zur Gymnastik im hohen Alter

Das Relevante am Sport sind doch gerade seine Verbindungen tief in die Gesellschaft hinein. Das fängt beim Kinderturnen an und geht hinauf bis zur Gymnastik fürs hohe Alter. Im Gegensatz zum kommerziellen Unterhaltungssport, mit dem es Stefan Raab zur Meisterschaft gebracht hat, sind Nachahmungseffekte im richtigen Sport immer ein Ziel. Gut gemachtes Sportfernsehen kann auch eine Einladung zur Bewegung sein. Mit der guten Macht der Bilder. Ohnehin ist der Sport ein Verhaltensmodell. In der Integrationsdebatte fallen oft zuerst die Namen von Sportlern wie Mesut Özil, um Beispiele zu geben, wie es funktioniert.

Die Debatte um das nicht übertragene Wimbledonfinale mit Sabine Lisicki in der ARD hat daher auch nicht den Kern des Problems getroffen. Entscheidungen darüber, welchen Wert ein Tennisturnier wie Wimbledon besitzt, müssen unabhängig davon getroffen werden, ob gerade eine deutsche Sportlerin zur Hochform aufläuft. Sonst verkommt der Fernsehsport zu nationalen Heldenspielen.

ARD und ZDF sollten sich auch deshalb für den relevanten Sport verantwortlich fühlen, weil sie mit ihm immer noch am besten umgehen können. Im Privatfernsehen würde kein Rollstuhlbasketballspiel so kommentiert werden wie am Wochenende in der ARD, als die Athleten als Athleten ernst genommen wurden und nicht als Versehrte verkitscht. Und die Kompetenz, über Bewegungsabläufe in der Leichtathletik zu berichten oder über die dunklen Seiten des Sports wie Doping und Korruption, findet sich nur bei den Öffentlich-Rechtlichen. Der sportliche Ehrgeiz von ARD und ZDF sollte daher nicht nach der hohen Quote streben, entscheidend ist die journalistische B-Note.

Nun sind Sie gefragt, liebe Leser. Brauchen wir mehr Sport im öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Gehört Sport, weil er zur kommerziellen Unterhaltung gehört, nicht zum Kerngeschäft von ARD und ZDF? Oder muss Sport vielmehr als Kultur verstanden werden - womit es sehr wohl ins öffentlich-rechtliche Fernsehen gehört? Was meinen Sie? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare! Zum Mitmachen nutzen Sie bitte die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite.

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