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Medien: Lesestoff von „Lidl“

Zeitungen und Zeitschriften erobern die Discounter

Mit Zeitungen und Zeitschriften ist es ähnlich wie mit Menschen. Die einen will man nur sehen, wenn es einen triftigen Grund gibt, anderen läuft man mehr oder minder regelmäßig über den Weg, nur mit wenigen geht man eine dauerhafte Bindung ein. Wer sich an Medien nicht dauerhaft per Abonnement bindet, geht zum Kiosk um die Ecke oder zum gut sortierten Fachhändler. Auch bei Tankstellen, Supermärkten und Bäckereien gibt es Zeitungen und Zeitschriften. Jede fünfte der knapp 116 000 Presseverkaufsstellen ist inzwischen eine Bäckerei. Doch Jahr für Jahr schrumpft die Anzahl der Händler um rund 1000, haben die Pressegrossisten, die bis morgen in BadenBaden tagen, festgestellt. Ebenso sinkt die Stückzahl verkaufter Printtitel. 3,5 Milliarden Exemplare gingen 2003 über den Verkaufstresen. Bis Ende des dritten Quartals 2004 sank diese Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch um 4,3 Prozent. In der Folge sank der Umsatz der Grossisten um 2,44 Prozent.

Das Minus dauert nun schon das sechste Jahr an, beklagen die 78 Pressegrossisten, die als Mittler zwischen den Verlagen und den Lesern die Verkaufsstellen mit Printmedien beliefern. Da der Gang zum Kiosk seltener wird, versuchen die Verlage, den „Käuferströmen“ in die immer beliebteren Discounter zu folgen. „Netto“ führt schon heute Zeitungen und Zeitschriften. „Lidl“- Filialen folgen in Kürze. In ganz besonderem Maß prescht Springer hervor, dessen „Bild“ ausschließlich im Einzelverkauf vertrieben wird und unter sinkenden Auflagen leidet. Der Verkauf über Kamps und McDonald’s soll dagegensteuern. Das Presse-Grosso, das gewährleistet, dass alle Medien überall gleichberechtigt angeboten werden, will Alleingänge von Großverlagen verhindern.

Als Grund für den Rückgang von Umsatz und Absatz nennen die Grossisten die „nachhaltige Konsumzurückhaltung und Schnäppchenmentalität der Verbraucher“. So gaben die Bundesbürger 2003 im Durchschnitt nur noch 48 Euro 55 aus. Im Jahr zuvor waren es 49 Euro 59.

In besonderem Maß rückläufig sind Männer, Jugend- und Comiczeitschriften. Sie verkaufen zwischen 14 und 18 Prozent weniger. Am gravierendsten schlägt sich die negative Entwicklung der umsatzstärksten Sparte Programmzeitschriften nieder. Die Einführung der neuen Titel „TV Digital“ (Springer) und „TV World“ (Bauer) konnte den Abwärtstrend nicht stoppen. Positiv entwickeln sich hingegen Wirtschaftstitel sowie das Segment Audio / Video / Foto / Film, das seinen Zuwachs allein dem Erfolg von „Audio Video Foto Bild“ verdankt.

Auffällig ist, dass der Kauf von selten oder nur ein einziges Mal erscheinenden Zeitschriften deutlich zunimmt. Offensichtlich sparen sich die Käufer dafür die eine oder andere Ausgabe von Wochen- oder Monatstiteln. Wie unberechenbar und kurzlebig der Zeitschriftenmarkt ist, zeigt die Statistik: Im vergangenen Jahr kamen 524 neue Periodika auf den Markt, 444 wurden eingestellt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres stehen 291 Gründungen bereits 334 Einstellungen gegenüber. usi

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