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Medien: Let’s swing

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Schon mal im SwingerClub gewesen? Noch nie, hören wir jetzt die honorige Leserschaft dieser Zeitung entrüstet rufen.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Schon mal im SwingerClub gewesen? Noch nie, hören wir jetzt die honorige Leserschaft dieser Zeitung entrüstet rufen. Höchstens in der Fantasie, schicken ein paar notorisch Wahrheitsliebende hinterher. Aber nun kann der geneigte Radiohörer den Feature-Autor Michael Lissek auf einem ethnologischen Streifzug durch deutsche Swinger-Clubs begleiten. „Die Traurigkeit der Körpe r“ heißt Lisseks spannender Bericht. Der Autor hat mit Betreibern und Besuchern einschlägiger Etablissements gesprochen. Was wird hier geboten und gesucht? Wer traut sich wirklich hinein? Als Service für Voyeure gibt es die präzise innenarchitektonische Beschreibung einer modernen Lasterhöhle: offene Landschaften für Großgruppen, Separées für die Teamarbeit im kleineren Kreis. Wir erleben Club-Besitzer, die sich als ernstzunehmende Philosophen des Sexuellen entpuppen. Obwohl bei ihnen Bulette mit Gürkchen zur Orgie gereicht wird (Radio Kultur, 1. Oktober, 21 Uhr, UKW 92,4 MHz).

Thematisch nicht ganz unverwandt ist Ste phen Trees schönes Feature „Das dreizehnt e Kapitel “. Ein Porträt des Philosophen Otto Weininger, der als junger Mann ein dickes Buch schrieb, das zu den großen literarischen Skandalen des frühen 20. Jahrhunderts gerechnet wird. Auf über 600 Seiten wollte Weininger in „Geschlecht und Charakter“ seine Meinung zur damals brisanten Frauenfrage darlegen. Aus der Sache wurde eine überspannte Weltanschauungslehre auf sexualtheoretischer Basis. Außerdem hat sich der Jude Weininger in seinem Buch als Antisemit geoutet. Ein Beweis hoher Begabung, so urteilte Sigmund Freud, aber auch das Zeugnis einer schweren sexuellen Neurose. Als 23-Jähriger schoss sich Weininger in Beethovens Sterbehaus eine Kugel ins Herz (Radio Kultur, 28. September, 14 Uhr).

Und dann wäre da noch die Hörspieladaption eines Romans von Christoph Hein . Vermutlich ist Hein der beste Erzähler der DDR gewesen. Auch in den Neunzigern hat er mehrere Romane geschrieben, die bedeutender waren als ihre Verkaufsziffern. Falls Sie hier etwas nachzuholen haben, empfehlen wir das Hörspiel „Willenbrock“ nach dem gleichnamigen Roman von Christoph Hein. Bernd Willenbrock ist Gebrauchtwagenhändler in Berlin. Ein Mann aus dem Osten, der unerbittlich in eine neue soziale Logik gezogen wird (SWR 2, 3. Oktober, 16 Uhr 05, Kabel, UKW 107,85 MHz).

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