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Helga Beimer (Marie-Luise Marjan) findet den leblosen Körper ihres Mannes Erich (Bill Mockridge) im Schlafzimmer - eine Szene der Folge 1559 aus der ARD-Serie «Lindenstraße».

© dpa

Update

"Lindenstraße" live: Ende und Anfang aller Illusionen

Erich Schiller ist tot! In der live ausgestrahlten Folge zum 30-jährigen Sendejubiläum demaskiert sich die Serie als Fernsehen - und wird zum Kriminalfall. Der Lohn: eine gute Quote.

Gaaanz großes Drama: Erich Schiller ist tot. Um 19 Uhr 18 deutscher Fernsehzeit wurde er von Helga Beimer in der gemeinsamen Wohnung entdeckt.

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Während Bill Mockridge als Leiche vielleicht mehr überzeugen konnte denn als Erich Schiller alive, musste Marie-Luise Marjan als Mutter Beimer Schmerz, Wut und Überwältigung spielen.

Ein Urteil darüber sollte jetzt nicht unbedingt sein, doch zeigte die live ausgestrahlte Jubiläumsfolge, was die große Qualität des Fernsehens für nur mittelmäßig talentierte Schauspieler ist: die Gnade des Schnitts, des Ausschnitts, ein Best of der Szenen. Folge 1559 also live. Das begann mit der pfiffigen Idee, dass Thorsten Schorn durch die Kulissen flitzte und die "Lindenstraße" als große Illusionsmaschine entzauberte. Am Drehort stimmt fast nichts, was bei der Ausstrahlung dann stimmig gemacht wird. Fernsehen macht passend, was passend gemacht werden muss.

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Auch der Schluss war wieder auf Desillusionierung getrimmt: Moritz A. Sachs, der seit 30 Jahren Klaus Beimer spielte, rannte aus der Szene und aus seiner Rolle raus. Dr. Ludwig Dressler, gespielt von Ludwig Haas, sah sich selbst auf dem Bildschirm, Fernsehen im Fernsehen also - die "Lindenstraße" beim permanenten Durchbrechen der vierten Wand! Glotzt nicht so romantisch, hieß der immanente Befehl, jetzt, da sich in der "Lindenstraße" Romantik pur zwischen Nico und Lara anbahnt. Sterben und Tod, Liebe und Leben, das bringt die Serie locker in 30 Minuten unter.

Doch, doch, die "Lindenstraße" war in ihrer Anstrengung zum 30. Sendejubiläum besonders und speziell. In der Rahmenhandlung nahm sie sich gar nicht ernst, in der Binnenhandlung umso ernster. Das hätte auseinanderfallen können, tat es aber nicht. Im Gegenteil, der Aufriss der Produktionsbedingungen nahm der Serie ihren so oft und eben peinlich oft betonten hohen Ton. Es ist nur Fernsehen, Leute! Tröstlich.

Die "Lindenstraßen"-Schauspieler Bill Mockridge und Marie-Luise Marjan.
Ein Bild aus glücklichen Tagen: die "Lindenstraßen"-Schauspieler Bill Mockridge und Marie-Luise Marjan. Die Jubiläumsfolge zum 30-Jährigen überraschte mit dem Tod des von Mockridge gespielten Erich Schiller.

© Jörg Carstensen/dpa

Das Finale setzte ganz auf Wucht und Zuschauerüberwältigung. Allem Anschein nach ist Erich Schiller nicht an einem Herzinfarkt gestorben, sondern ermordet worden. So weitet sich die Serie zum Kriminalfall, und Hans W. Geißendörfer, der schlaue Produzenten-Fuchs, hat eine Spur gelegt, die noch viele Fortsetzungen lang verfolgt werden kann.

Gut für die Produktion, gut fürs Ensemble, vielleicht auch gut fürs Publikum? Die Fans bleiben ja immer treu, sonst wären sie ja keine Fans. Wer aber, angelockt von der Jubiläumsfolge, erstmals eingeschaltet hat, der will schon wissen, wer Erich ermordet und Mutter Beimer ins Unglück gestürzt hat. Die "Lindenstraße" mag nicht das beste Fernsehen sein, aber doof sind die "Lindensträßler" auf keinen Fall. Irene Fischer sitzt schon über den Büchern.

Das letzte Wort hat Erich Schiller, pardon, Bill Mockridge. "Ich weiß das seit einem Dreivierteljahr und war sehr traurig, als Herr Geißendörfer mir das gesagt hat", sagte er nach der Ausstrahlung. Schließlich sei die "Lindenstraße" seine "zweite Familie" gewesen. "Aber ich bin seit vielen, vielen Jahren Schauspieler und weiß, dass nichts für ewig ist. Wenn eine Tür zugeht, geht die andere auf." Die Deutsche Presse-Agentur hat nachgezählt: Es ist der 47. Todesfall in der Geschichte der Serie.

Den Zuschauern gefiel das Ganze, was dem Ersten die besten Quoten für ihren Seriendauerbrenner seit August bescherte. 3,08 Millionen Zuschauer ab drei Jahren verfolgten das Live-Experiment. Der Marktanteil lag bei 11,3 Prozent.

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