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Medien: Lobby und Lifestyle

Christoph Keese wird „Außenminister“ bei Springer Ulf Poschardt kehrt zurück zur „Welt am Sonntag“

Ulf Poschardt, 40, hat einen neuen Job. Der ehemalige Chefredakteur der „Vanity Fair“ wird künftig als stellvertretender Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ (WamS) arbeiten. Seine Berufung ist Teil einer großen Umstrukturierung in der „Welt“-Gruppe, die gestern vom Axel Springer Verlag bekannt gegeben wurde.

So wird Christoph Keese, 43, bisher Chefredakteur von „WamS“ und „Welt Online“ sowie Sprecher der Chefredakteursrunde „Welt“-Gruppe und „Berliner Morgenpost“, ab dem 1. April als Konzerngeschäftsführer Public Affairs für den Springer-Verlag arbeiten. Ihm folgt Thomas Schmid, seit Ende 2006 Chefredakteur der „Welt“. Der 62-Jährige wird damit eine Art „Oberchefredakteur“ und übernimmt die redaktionelle Gesamtverantwortung aller „Welt“-Titel sowie des Webauftritts. Oliver Michalsky, Redaktionsleiter bei „Welt Online“, wird stellvertretender Chef des Nachrichtenportals.

Vorstandschef Mathias Döpfner bezeichnete Schmid als „Idealbesetzung für die qualitative Weiterentwicklung“ der Gruppe. Schmid selbst sagte, sein neuer Job „ist eine Herausforderung, die auch ihre Chancen hat.“ Sein Ziel sei es, „den Dialog zwischen dem schnellen, jungen Medium Online und dem älteren, langsameren Medium Print zu verbessern.“

Christoph Keese wird künftig keinen redaktionellen Einfluss mehr haben. Als Degradierung empfindet er das nicht. Nach seiner langjährigen Arbeit als Journalist habe es ihn gereizt, unternehmerisch tätig zu sein. „Man kann sagen, ich bin der Außenminister des Unternehmens“, sagte Keese dem Tagesspiegel. Bevor er 2004 Chefredakteur der „WamS“ wurde, hatte er die „Financial Times Deutschland“ mitbegründet. Keese wird Lobbyist durch den neu geschaffenen Posten des Konzerngeschäftsführers Public Affairs, er soll die Interessen des Konzerns gegenüber der Politik vertreten. Schwerpunkt seiner Arbeit wird laut Döpfner der Kampf gegen bestehende oder drohende Werbeverbote für Produkte wie Alkohol, Zigaretten oder Autos sein. Dies sei eine „hochgradige Bedrohung für den freien Wettbewerb, aber auch für den Qualitätsjournalismus“, sagte Döpfner, dem Keese direkt berichten wird. Der Vorstandschef lobte Keese für seine Arbeit in den letzten Jahren, 2007 war die „Welt“-Gruppe erstmals profitabel.

Dass dies so bleibt, dafür will auch Poschardt sorgen. Er kennt sich im Springer-Haus gut aus. Bevor er die deutsche „Vanity Fair“ mitentwickelte, war er bei der „WamS“ als Creative Director und Berater der Chefredaktion tätig – unter Keese. Bei Poschardts Ex-Arbeitgeber „Vanity Fair“ wurde die Nachricht über den neuen Job per Mail verbreitet. Betreff: „Wen’s interessiert.“ Sonja Pohlmann

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