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Günther Jauch

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Lotto: Ein echtes Glücksspiel

Die "Lottofee" im Fernsehen ist nicht in Gefahr. Die "Ziehung der Lottozahlen" in der ARD bleibt erlaubt, das Ende der "5 Millionen SKL Show" bei RTL dagegen ist beschlossene Sache.

An diesem Ritual wird nicht gerüttelt. Die ARD wird die "Ziehung der Lottozahlen" am Sonnabend um 19.55 Uhr auch weiterhin live übertragen. Fast vier Millionen schalten regelmäßig ein, Franziska Reichenbacher gratuliert aus dem "Maintower" des Hessischen Rundfunks (HR) in Frankfurt am Main den Gewinnern und tröstet die Verlierer. Nichts anderes tut Heike Maurer, wenn das ZDF mit dem "Mittwochslotto" dran ist.

So selbstverständlich sind die Übertragungen der Ziehungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht mehr. Der Gesetzgeber, in diesem Fall die Bundesländer, hat mit dem seit Jahresbeginn gültigen Glücksspielvertrag die Bedingungen und Bestimmungen für "öffentliches Glücksspiel" verschärft. Für das Ziel, "das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern", wurde ein Werbeverbot "für öffentliches Glücksspiel im Fernsehen, im Internet sowie über Telekommunikationsanlagen" verhängt.

Aus für Günther Jauch

Das hat Konsequenzen. Der Privatsender RTL hat die wieder für Ende August angesetzte "Die 5 Millionen SKL Show" mit Moderator Günther Jauch gestrichen. "Aufgrund der derzeitigen Rechtslage haben wir die Sendung aus der Planung genommen", sagte RTL-Sprecher Frank Rendez. Die für den Kölner Privatsender zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) hatte dem Sender auf dessen Prüfanfrage hin mitgeteilt, "dass die Show in dieser Form nicht mehr zulässig ist", wie NLM-Direktor Reinhold Albert sagte. Unzulässig sei die Sendung aber auch, wenn man die Beteiligung der Südwestdeutschen Klassenlotterie (SKL) als Sponsoring einstufe. "Dann darf der Sponsor den Inhalt der Sendung nicht bestimmen, hier ist aber der Sponsor zugleich Gegenstand der Show", sagte Albert. Zudem werde die RTL-Sendung bei der Produktion von der SKL unterstützt. Falls RTL die Show weiterführen wolle, müsse einiges geändert werden.

"Wir sind nicht betroffen", sagte HR-Sprecher Tobias Häuser. Die "Ziehung der Lottozahlen" habe keinen werblichen Charakter, sondern sei eine Information der Sender, bekräftigte Klaus Sattler, Sprecher der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. "Sie trägt in erheblichem Maß zur Transparenz und Seriosität des Zahlenlottos bei. Daher werden die Ziehungssendungen auch weiterhin Bestand haben."

Glück gehabt, denn auch die Fernsehlotterien von ARD ("Ein Platz an der Sonne") und ZDF ("Aktion Mensch") sind aktuell vom Werbeverbot betroffen. Die Zahl der Spots und ihre früher werbende Machart sind deutlich zurückgenommen worden. Die Sender befürchtet Rückgänge beim Losverkauf und entsprechend Einschränkungen bei den Hilfsaktionen für Bedürftige. Für die Fernsehlotterien gilt, was für alle staatlichen Lotteriegesellschaften gilt: Ein erheblicher Teil der Einnahmen aus diesen Glücksspielen muss zur Förderung öffentlicher oder gemeinnütziger, kirchlicher oder mildtätiger Zwecke verwendet werden.

Jeder fünfte Deutsche spielt Lotto

Die Dimensionen sind groß. Im Schnitt spielt jeder fünfte Deutsche über 18 Jahren bei "6 aus 49" mit. Für das erste Halbjahr 2008 meldet der Deutsche Lotto- und Totoblock bei diesem Glücksspiel eine Summe von 2,2 Milliarden Euro, die die Bundesbürger eingesetzt haben. Das ist ein Rückgang von etwa 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Dies ist vor allem auf die allgemeine Kaufzurückhaltung sowie das zufallsbedingte Ausbleiben hoher Jackpots zurückzuführen", heißt es beim Lotto- und Totoblock. Zu den Aussichten für das Gesamtjahr wurde keine Prognose gestellt.

Wahr ist, was NLM-Direktor Reinhold Albert und Sat-1-Sprecherin Kristina Faßler unsiono feststellen: Die Verunsicherung in der gesamten Branche ist seit dem Inkrafttreten des Glücksspielvertrages riesig. Was jetzt für die TV-Veranstalter nottut, ist eine Anpassung der Sendepraxis ans Gesetz. Immerhin hat der Gesetzgeber explizit eine Ausnahmeregelung vom Verbot der Fernsehwerbung festgeschrieben, sofern "Information und Aufklärung über die Möglichkeit zum Glücksspiel" eindeutig im Vordergrund stehen. Die SKL jedenfalls will die Show bei RTL anpassen. "Es wird im Rahmen der geltenden rechtlichen Vorgaben eine Lösung für eine Fortführung geben." Günther Jauch darf wieder hoffen.

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