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Medien: Lust auf Schund

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Nutzen Sie doch mal die Gelegenheit, sich via Kulturradio die kleinen und großen Aufregungen des Kulturbetriebs direkt ins Haus zu holen. Sie müssen nirgendwo hingehen, sondern bekommen die heißen Eisen fast original in ihre Klause geliefert.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Nutzen Sie doch mal die Gelegenheit, sich via Kulturradio die kleinen und großen Aufregungen des Kulturbetriebs direkt ins Haus zu holen. Sie müssen nirgendwo hingehen, sondern bekommen die heißen Eisen fast original in ihre Klause geliefert. Wenn ein Roman Skandal macht, ein Film Millionen fasziniert, ein Theaterstück beim Publikum einschlägt, vergeht meist nur kurze Zeit, bis eine Hörspielfassung des Erfolgsstoffes über die Sender geht.

Eben noch war Bodo Kirchhoffs „Schundroman“ eine schlüpfrige Wichtigkeit auf der Frankfurter Buchmesse. Ein zufälliger Nutznießer der Kabale zwischen Walser und Reich Ranicki, was die mediale Aufmerksamkeit betraf. Nun liegt die Geschichte bereits als Hörspiel vor. Auch in Kirchhoffs Buch muss ein prominenter deutscher Literaturkritiker sein Leben lassen. Ausgerechnet in Frankfurt, während der Buchmesse. Doch eigentlich geht es im „Schundroman“ gar nicht um die ernste und wichtige Literatur, sondern um große Verbrechen und heiße Liebe. Um einen weltreisenden Killer und eine schöne Hure. Um gestohlene Millionen und Auftragsmord. Kurz: um Dinge, mit denen in der Regel Schundromane gefüllt werden. Aber Bodo Kirchhoff ist ja ein ernster und wichtiger Schriftsteller. So bleibt das Vergnügen am Schund vollkommen ungetrübt (SWR 2, 16. März, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Weil Christoph Schlingensief so erfolgreich die deutsche Theaterszene aufmischt, hat auch er im Hörspiel seinen Ehrenplatz. „Rosebud“ hieß Schlingensiefs vorletzte Inszenierung an der Volksbühne. Zwei Bundestagsabgeordnete gründen eine Sonntagszeitung, weil sie fest daran glauben, dass gute Medien die schlechte Welt verbessern können. Zufällig wird in diesem Moment die Gattin des Kanzlers entführt, was den beiden als idealer Aufmacher für die erste Nummer ihrer Zeitung erscheint. Als sich herausstellt, dass ein Reporter die Entführung inszeniert hat, sind die Beziehungen zwischen der Wirklichkeit und den Nachrichten über selbige kaum noch auffindbar. Schlingensief hat das muntere Chaos um Medien und Politik noch einmal fürs Radio inszeniert (SWR 2, 20. März, 21 Uhr).

Und dann fängt in Leipzig die Buchmesse an. Das Radio protegiert sich selbst mit einer „Nacht der Hörbücher“. Wer sich über neueste Editionen informieren will, kann in dieser Nacht auf Sendung gehen (Radio Kultur, 21. März, ab 20 Uhr, UKW 92,4 MHz).

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