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Medien: Mainz – Mittelpunkt der Welt

Heute moderiert Claus Kleber zum ersten Mal das „heute-journal“

Es muss ein hartes Los sein. Washington, London, Mainz. Medienberichterstatter, die sich in den vergangenen Wochen mit dem beruflichen Werdegang von Claus Kleber beschäftigten, fragten besorgt, wie er das wohl aushalten mag, von der weiten Welt auf den Lerchenberg, in „die Provinz“, „die rheinland-pfälzische Pampa“, „das pure Nichts“. Der einzige, der diesen Ortswechsel gelassen nimmt, ist offensichtlich Claus Kleber. Ganz Genießer verweist er auf die schöne Gegend und den guten Wein.

Und sagt, in der Fernsehwelt liefen alle Fäden in Mainz zusammen, insofern sei Mainz der Mittelpunkt der Welt.

Ab heute wird der 47-Jährige die Welt von ihrem Mittelpunkt aus erklären und zum ersten Mal das „heute-journal“ moderieren (21 Uhr 45, ZDF). In der Woche vor seinem Dienstantritt kann Kleber nicht über seine neue Aufgabe sprechen – wo andere das ganze Wochenende im Sender verbringen würden oder zumindest einige schlaflose Nächte hätten, auch da ist Kleber entspannt und fährt erst noch mal in Urlaub. Vielleicht wird er das in Zukunft nicht mehr so häufig können, denn neben der Moderation im Wechsel mit Klaus-Peter Siegloch und Marietta Slomka wurde er auch als Redaktionsleiter des „heute journals“ verpflichtet. Ach ja, und eigene Dokumentationen stehen auch im Vertrag mit dem ZDF.

Was nach ein bisschen viel für einen allein klingt. Aber Kleber hat schon ganz andere Aufgaben gemeistert: fünf Jahre ARD-Korrespondent und ebenso lange Leiter des ARD-Studios in Washington, kurze Zeit Leiter des ARD-Studios London. Und jetzt den Wechsel vom Ersten zum Zweiten. Dass der Ruf des für seine blitzgescheiten Analysen bekannten Journalisten nach Mainz nicht unumstritten war, weil konservative Kräfte im ZDF-Fernsehrat posaunten, man brauche niemanden von der ARD – auch das lässt ihn kalt. Zum einen, weil er niemals ein Parteibuch besessen habe, und es also ganz mit Hajo Friedrichs’ Auffassung von Journalismus halte, sich mit niemandem gemein zu machen. Zum anderen, hätte er vom dem politischen Gerangel in London gar nicht so viel mitbekommen.

Ob er sich heute Abend ähnlich locker auf dem Bildschirm geben wird? Bestimmt nicht, denn sein Vorgänger Wolf von Lojewski, sagt Kleber, habe ihm „mächtig große Fußstapfen hinterlassen“. Das ist sicher richtig, schließlich hat Lojewski in seiner Abschiedssendung 5,65 Millionen Zuschauer erreicht – etwa zwei Millionen mehr als im Durchschnitt. Was Kompetenz und Beliebtheit Lojewskis deutlich macht. Und die Bürde für Kleber, der er sich bei aller Seelenruhe sehr wohl bewusst ist. Wenn die Leute nach einem halben Jahr sagen würden, der Kleber macht das auch nicht schlecht, dann habe er gewonnen, meint er. Und den Unkenrufen zum Trotz, warum man denn in Gottes Namen von einer leitenden ARD-Korrespondentenposition in einer Weltstadt zum „heute- journal“ nach Mainz wechsele – Claus Kleber hat auch dafür eine einfache Erklärung, die wiederum seine Lässigkeit sowie seinen Respekt vor Lojewski deutlich macht: Dieser habe einmal gesagt, die Moderation des „heute-journals“ sei der schönste Job, der im Journalismus zu vergeben sei. So einfach sei das, sagt er – und wirkt dabei auch überzeugend.

Jutta Heess

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