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Um kurz vor halb zwei am Sonntagmorgen hatte sie es geschafft: Maria Kleinebrahm hat als erste Frau Stefan Raab in dessen Spielshow besiegt.

© ProSieben/Willi Weber

Maria Kleinebrahm: Die Frau, die Stefan Raab bezwang

Neun Frauen hatten es vor ihr versucht, keine hatte eine Chance gegen Alleskönner Stefan Raab. Auch bei Maria Kleinebrahm aus Hannover sah es lange Zeit schlecht aus. Doch zum Schluss blieb sie nervenstark - und besiegte als erste Frau den Showmaster.

Samstagabend, kurz vor 21 Uhr, ein Aufschrei geht durch Schöneberg. Aufregung, als hätte Italien ein 2:0 erzielt, nebenan wacht das Baby auf, auch auf Twitter sind sich alle einig: Der Abend ist gelaufen. Warum eine Frau? In neun Jahren und 51 Sendungen „Schlag den Raab“ hat keine der neun angetretenen Stefan Raab, Showmaster und Alleskönner, gefährlich werden können. Am schlimmsten traf es die Medizinstudentin Ria Sabay, die keines der bestenfalls 15 Spiele gewinnen konnte. Und trotzdem haben die Zuschauer am Samstag Maria Kleinebrahm, 27, Assistenzärztin an der Medizinischen Hochschule Hannover, in die Sendung gewählt, in der es diesmal um 1,5 Millionen Euro ging. Gegen einen Kommissar mit „Tatort“-Qualität! Will das Volk sie leiden sehen?

Die Männer schleichen davon, und alles läuft wie immer: Die sportliche Maria mit den schönen Zöpfchen ist ganz gut, hat aber keine Chance gegen den Chef. Immerhin schafft sie es, Umzugskisten schneller in eine Altpapiertonne zu bugsieren – weil sie alles ordentlich faltet, anstatt, wie Raab, zu stopfen. Aufräumen können Frauen halt, unkt der Mob in Schöneberg. Bei den Frauen sinkt die Stimmung: Können sie nicht, wie im Leistungssport, Männer gegeneinander antreten lassen? Müssen wir uns die gönnerhaften Kommentare von Frank Buschmann („Sie schlägt sich da jetzt wirklich gar nicht schlecht“) anhören, obwohl die Kandidatin gerade einen technisch einwandfreien Freistoß ins Tor gezwirbelt hat? Der Mitleidsmodus läuft. Auf jedes gewonnene Spiel (etwa geometrische Formen mit Klötzchen legen) – folgt Ernüchterung: Müsste eine Tennisspielerin nicht etwas mehr Gefühl beim Tischtennis haben? Erst als sie im Hovertrax gewinnt, einer Art Segways ohne Haltegriff, klassische Raab-Disziplin, geraten die Rollenbilder ins Wanken.

„Es ist egal, wie viele Spiele man gewinnt“, sagt sie später. „Ich war mir immer sicher, dass ich eine kleine Chance habe.“ Als Raab vielleicht ein wenig zu siegessicher ist, wirft sie lässig ein paar Schnüre auf eine Leiter und schnipst einen Plastikchip in ein Schälchen. Um 1 Uhr 24, nach etwas mehr als fünf Stunden, ist sie finanziell abgesichert – und hat bewiesen, dass es geht. Nicht obwohl, sondern weil sie eine Frau ist! Ruhig bleibt, konzentriert und schnell die Blamagen bei den Ratespielen vergisst.

Stefan Raab wird die nächste Kandidatin ernster nehmen – und die Zuschauer sie hoffentlich nicht mehr belächeln.

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