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Medien: Markt der Möglichkeiten

Mecom und VSS berufen Ex-Verlagsmanager Schulte-Hillen in den Aufsichtsrat

Am Montagabend wurde der Vertrag unterzeichnet. Die anglo-amerikanischen Investoren Mecom und Veronis Suhler Stevenson (VSS) sind die neuen Eigentümer des Berliner Verlags. Noch steht der Kauf unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kartellamts. Die beteiligten Parteien rechnen damit, dass der Vertrag Ende November rechtskräftig sein wird.

Mecom wird 15 Prozent der Anteile halten, VSS den Rest – mit Ausnahme von fünf bis 15 Prozent, die für das lokale Management reserviert sind. Nach Angaben von Montgomery seien die beiden Geschäftsführer auf das Angebot, sich zu beteiligen, bereits eingegangen. Die Chefredakteure haben es abgelehnt, doch Montgomery glaubt, die Abwehrhaltung werde sich noch ändern.

Der nordirische Zeitungsmanager kündigte gestern für den Berliner Verlag die Gründung eines Aufsichtsrats an. Den Vorsitz werde er übernehmen. Sein Stellvertreter wird Gerd Schulte-Hillen, langjähriger Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr. Der Schachzug erscheint genial. Schulte-Hillen war es, der sich für das auf Magazine spezialisierte Hamburger Zeitschriftenhaus stets Zeitungen als weiteres Standbein gewünscht hatte. Auf ihn geht der Kauf des Berliner Verlags im Jahr 1990 zurück. Er war es auch, der sich kritisch äußerte, als sein damals designierter Nachfolger Bernd Kundrun 2002 auf Drängen von Thomas Middelhoff, zu dieser Zeit noch Vorstandschef der Konzernmutter Bertelsmann, den Berliner Verlag verkauft hat.

Mit seiner Detailkenntnis könne er „eine Menge zum Gelingen der Zukunftsgestaltung“ beitragen, sagte Schulte-Hillen am Dienstag. Er wird sicherlich auch helfen, die Mitarbeiter des Berliner Verlags und die vielen anderen Gegner, die sich vehement gegen die neuen Eigentümer wehren, zu beruhigen. Auf der Betriebsversammlung gestern Mittag war er bereits dabei und sagte über die Finanzinvestoren: „Das sind ordentliche, kompetente Leute der Medienbranche. Die sind verlässlich. Die Medienfreiheit ist garantiert.“

Den Hauptstadtmarkt betrachtet Montgomery als zukunftsträchtig. Der Berliner Verlag werde zentraler Standort und Ausgangspunkt für die weitere Expansion der Investoren sein. Konkrete Gespräche über den Kauf weiterer Regionalzeitungen gebe es derzeit nicht.

Über den Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, der sich in den vergangenen Tagen an die Spitze des Protests gegen Mecom und VSS gestellt hatte, sagte David Montgomery, er habe Uwe Vorkötter angeboten zu bleiben. Es gebe keine Pläne für journalistische Abstriche. Er und die Investoren „werden die stolzen Hüter der Publikationen sein“ und „die höchsten Standards journalistischer Qualität einhalten“. Mit verbessertem Marketing könne der Gewinn des Berliner Verlags von derzeit neun Millionen Euro weiter gesteigert werden. Garantien, dass es keinen Stellenabbau geben werde, könne er „selbstverständlich“ nicht geben. „Wir wollen den Berliner Verlag zum führenden regionalen Zeitungsverlag in Deutschland machen“, sagte VSS-Manager Morgan Callagy.

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