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Medien: Marktschreier und Küchenmeister

Einerseits ist Kranksein ein Gegenstand intensivster wissenschaftlicher Forschung. Andererseits fühlt sich der Kranke in seinem siechen Leib ganz furchtbar allein.

Einerseits ist Kranksein ein Gegenstand intensivster wissenschaftlicher Forschung. Andererseits fühlt sich der Kranke in seinem siechen Leib ganz furchtbar allein. Krankheit ist objektivierbares Phänomen und subjektives Erlebnis. Dazwischen können Welten liegen. In ihrem Feature „In der Krankheit beichten wir durch den Leib“ untersucht Monika Köhn die historische Fragilität unserer Begriffe von Krankheit und Gesundheit. Ob wir uns krank oder gesund fühlen, scheint weitgehend verhandelbar. Die Pharma-Industrie möchte die Spielräume des Gesundseins ständig einengen, auch die Medien produzieren viele neue Krankheitsideen. Wann sind wir also wirklich krank? Wie viel Manipulationsmöglichkeit steckt im Krankheitserlebnis? (SWR 2, 22. Februar, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz)

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Anfang April 1945 sitzt ein deutscher Ingenieur in den Katakomben des umkämpften Berlin. Der Mann hat jahrelang an der Konstruktion eines vollautomatischen „Verbrennungsofens für den Massenbetrieb“ gearbeitet, aber mit jedem Kriegstag schwindet die Möglichkeit seiner Vollendung. Nun soll wenigstens die Nachwelt von den kühnen Plänen erfahren. Der Ingenieur bespricht ein Tonband. Die Sprechzeit ist zu kurz für die Fülle seiner Gedanken, also wird das Band immer wieder be- und übersprochen. Stefan Weigls Hörspiel „Nacht unter Berlin“ enthüllt mit den Sprachschichten die Abgründe in der Seele des Ingenieurs. Die Wandlung eines humanistischen Wohltäters zum verhinderten Massenmörder. Ein „akustisches Palimpsest“ nennt Weigls seine schwarze Fiktion. (SWR 2, 23. Februar, 21 Uhr 03)

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Kaufen und Verkaufen sind Zwangshandlungen für die Bewohner der modernen Welt. Wer leben will, muss auf die Märkte gehen und sehen, dass er irgendwie an den Tauschgeschäften teilnehmen kann. Grund genug für die Autoren Helgard Haug und Daniel Wetzel, den Märkten dieser Welt eine groß angelegte Recherche zu widmen. Ihr Hörspiel „Alles muss raus!“ untersucht Märkte als Schnittstellen der globalen Geld- und Warenströme. Zu Wort kommen Marktschreier aller Art: Großhändler, Volkswirtschaftler, Verkaufspsychologen. (Kulturradio, 26. Februar, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz)

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Ins historische Preußen führt Tom Wolfs amüsanter Radiokrimi „Königsblau“. Eben hat der Franzose Langustier seinen Dienst als Leibkoch des Königs angetreten, da wird er schon zu dessen polizeilichem Chefermittler gemacht. Ein königlicher Adjutant ist im Wald bei Charlottenburg ermordet worden, Langustier war Ohrenzeuge des Verbrechens. Mit viel Esprit und Kombinationsgabe kommt der französische Küchenmeister einer preußischen Verschwörung auf die Spur. (Deutschlandradio Kultur, 26. Februar, 15 Uhr 05, UKW 89,6 MHz)

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Goethe empfand die Ballade als poetische Ur-Einheit. Hier waren Drama, Lyrik und Musik noch ganz ungetrennt. An schönen deutschen Balladen darf sich das Radiopublikum in der kommenden Woche erfrischen. Immer am frühen Nachmittag öffnet die Schauspielerin Winnie Böwe das Schatzkästlein der hiesigen Balladendichtung. (Kulturradio, 27. Februar bis 3. März, jeweils 14 Uhr 15)

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Jedes Jahr geht in Deutschland eine halbe Million Menschen zum Schönheitschirurgen. Brustvergrößerung, Nasenkorrektur und Fettabsaugen sind die Renner im Geschäft mit der käuflichen Schönheit. Für ihr Feature „Schönheit durch Operation?“ hat Barbara Zillmann mit Frauen gesprochen, die sich unters Messer gelegt haben. (Kulturradio, 28. Februar, 19 Uhr 04)

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