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Medien: Maus und Macho

Warum kommt im Fernsehen so leicht eine Stammtischatmosphäre auf, wenn das Thema Geschlechterunterschiede dran ist? Weil Männer an Stammtischen über Frauen herziehen und Frauen an Kaffeetischen über Männer?

Warum kommt im Fernsehen so leicht eine Stammtischatmosphäre auf, wenn das Thema Geschlechterunterschiede dran ist? Weil Männer an Stammtischen über Frauen herziehen und Frauen an Kaffeetischen über Männer? Ach, das tun sie vielleicht hier und da, aber ihre Lieblingsthemen sind andere. Nein, der Grund für die Stammtischstimmung ist das „Unteruns-Gefühl“, das sich immer einstellt, wenn die Frage: Wer ist wie? im Raum steht. Augenblicklich rücken sämtliche anwesende Frauen ebenso wie die Männer innerlich zusammen, eine Art Geschlechterverschwörung entsteht, und man ist sich trotz all der großen und kleinen Unterschiede einig: Das jeweils andere Geschlecht ist ein Mysterium. Da kommt man nur mit Humor drüber weg.

Von diesem Typ Heiterkeit war die Live-Show „Typisch Frau – Typisch Mann“ getragen, die Günther Jauch mit einer Riege Promis vor großem Publikum zu stemmen hatte. Und diese starke Laune war eine prima Hilfe für den Moderator, denn was da abging über zweieinhalb Stunden mit einer Unmenge Tests zum Beispiel über technisches Verständnis (Fahrräder-Zeichnen), Orientierungssinn (nach Köln-Hürth finden), Detailwahrnehmung (Was hat Ihre Frau an?) und die Relation von Zeige- zu Ringfinger (Testosteron-Index), das war so umständlich und so abgedroschen, dass selbst Meister Jauch hin und wieder etwas geschafft aussah. Der Live-Charakter brach immer wieder zusammen, daran konnte auch ein Herr Euler, der über Geschlechtsunterschiede forscht und aus der ersten Reihe seine Kommentare einspeiste, nicht viel ändern.

Selbst die Promis hinter ihren Pulten wirkten wie im falschen Film. Sie lachten viel, ohne recht zu wissen, warum. Man sieht Gaby Köster lieber in der Comedy, Barbara Schöneberger lieber in der Late Night, Sky du Mont lieber im Kino und manch andren lieber gar nicht. Das Saalpublikum durfte mitmachen, und sogar die Zuschauer zu Hause mussten sich Block und Bleistift bereitlegen und außerdem Wetten abschließen. Aber diese ganze Betriebsamkeit verpuffte. Was hatte man denn davon, wenn man zu Hause brav sein Haus zeichnete, aber kein Herr Euler kam vorbei, um es zu interpretieren? Immerhin wissen wir jetzt, dass Frauen über ihren Häusern eine Sonne scheinen lassen, während Männer die Garage nicht vergessen.

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