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Media Analyse 2011: Radio Eins – nur für Erwachsene?

Verlierer und Gewinner im Hörermarkt der Region / Antenne Brandenburg bleibt vorn. Bei anderen RBB-Wellen besteht hingegen Diskussionsbedarf.

Die Radiohörer in Berlin und Brandenburg werden immer unzuverlässiger. Folgt man den Zahlen der aktuellen Media-Analyse (MA) Radio 2011/I, dann muss das Lieblingsprogramm von gestern nicht mehr die Lieblingswelle von heute sein. Der Hörermarkt der Region zeigt sich volatil wie selten. Von diesen Bewegungen profitieren die privaten Veranstalter stärker als der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Klare Gewinner, respektive die Stationen mit den stärksten Zuwächsen in der Durchschnittsstunde von Montag bis Freitag sind demnach r.s.2, Kiss FM, Energy und RTL. Zugelegt haben die „Dickschiffe“, zugleich die jungen Marken.

Der Negativsaldo wird angeführt vom RBB-Programm Radio Eins, es folgen die kommerziellen Sender Teddy und Paradiso. Für alle drei Programme gilt, dass über die vergangenen Erhebungen hinweg akkumuliert wurde, das aktuelle Ergebnis somit weniger einen Absturz darstellt als vielleicht die Rückkehr zur Normalität. Radio Paradiso konnte sicherlich Aufmerksamkeit und Solidarität generieren durch seinen fortwährenden Streit mit der Medienanstalt Berlin-Brandenburg um die UKW-Frequenzen.

Trotzdem, die Verlierer einer solchen MA-Erhebung sind immer stärker gefordert, über Ursachen des nachlassenden Zuspruchs nachzudenken. Die Macher von Radio Eins dürfen alarmiert sein. Das Minus von 35 000 Nutzern in der Durchschnittsstunde, das sind über 30 Prozent der bisherigen Hörerschaft, gibt allen Anlass zur Motivforschung. Über die Qualifikation von Programmchef Florian Barckhausen waren die Meinungen schon geteilt, als sich die Zugriffszahlen für die Neue-Mitte-Berlin-Plattform stetig nach oben bewegt haben. Das aktuelle Minus ist zu groß, als dass nur die „Trainerfrage“ anstünde. Zu oberlehrerhaft in der Ansprache, zu alt, zu statisch im Programm, zu selbstverliebt bei Wort und Musik? Die Grundfragen intelligenten Hörfunkens liegen auf dem Tisch des Radio-Hauses.

Natürlich, der öffentlich-rechtliche Rundfunk verzeichnet auch Erfolge. Die Antenne Brandenburg ist zum zwölften Mal in Folge der Spitzenreiter in der Region, Radio Berlin 88,8 hat leichte Zuwächse. „Gleichwohl verzeichnen einige Programme Hörerverluste, deren Ursachen wir analysieren und beheben wollen“, sagte RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle.

Das Jazz Radio konnte sich wegen der Neuvergabe der Frequenz im Oktober 2010 an der Radio-MA 2011/I nicht beteiligen, wird aber bei der nächsten Erhebung dabei sein, sagte eine Sprecherin.

Quasi nebenher erfasst die repräsentative Stichprobe außer den werbetragenden Wellen auch die werbefreien „Einschaltprogramme“. Sie nutzen eine andere Währung, die Tagesreichweite, bei der die Nutzer eines Programms über den Tag hinweg addiert werden. Nach diesem Maßstab verliert das RBB-Kulturradio in der Region Berlin-Brandenburg 14 000 Hörer und hält jetzt bei 115 000. Deutschlandradio Kultur sinkt von 72 000 auf 62 000 Hörer. Deutschlandfunk, das andere Programm von Deutschlandradio, steigert seine Tagesreichweite von 133 000 auf 149 000 Nutzer.

Im bundesweiten Wettbewerb um die Gunst der Hörer haben die öffentlich-rechtlichen Stationen ihre Führung leicht ausgebaut. Die ARD-Sender kommen an jedem Werktag auf 38,97 Millionen Hörer, ein Plus von 252 000 Menschen. Die Privatwellen erreichen rund 32,34 Millionen und gewinnen ebenfalls 75 000 Hörer hinzu. Grund dafür ist weiter gestiegene Radionutzung. Laut MA 2011/I erreicht der Hörfunk jeden Tag 79,3 Prozent aller Menschen in Deutschland ab zehn Jahren. Das sind 312 000 mehr als bei der Erhebung im Juli 2010. Mit täglich 199 Minuten ist die durchschnittliche Hördauer stabil geblieben.

Etwa 65 000 Menschen wurden für die Erhebung nach ihren Hörgewohnheiten und Lieblingssendern befragt. Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma), ein Zusammenschluss von 260 Firmen aus Medien- und Werbewirtschaft, ermittelt zwei Mal jährlich die Reichweiten der Radiosender. Die Zahlen sind wichtig, weil sich nach der Anzahl der Hörer der Preis für die Radiowerbung bemisst. Mit der aktuellen MA 2011/I verbindet sich ein Methodenwechsel. Die gültige Maßeinheit heißt nicht mehr Montag bis Samstag, sondern Montag bis Freitag. Um weiter Vergleichbarkeit zu haben, hat die ag.ma die Werte der MA 2010/II entsprechend der neuen Konvention aktualisiert.

Die gesonderte Erhebung für Samstag und Sonntag fördert endlich auch die Hörerzahl für die ARD-Bundesliga-Konferenz zutage: 4,2 Millionen.

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