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Die "Panama Papers" haben Demonstrationen gegen Briefkastenfirmen ausgelöst.

© AFP

MEDIA Lab: Mehr Daten, mehr Defizite

Marlis Prinzing feiert Veröffentlichung der "Panama Papers" - und fordert eine vorherige Abwägung, ob Journalisten in solche Geheimsphären vordringen sollen

Die Recherchen rund um die „Panama Papers“ sind zwar in vielerlei Hinsicht eine Sternstunde des enthüllenden Journalismus. Sie spiegeln aber auch Defizite wider, die gerade jetzt dringlicher denn je systematisch beseitigt werden müssen.

Die Enthüllungen beruhen auf Datenjournalismus – wie fast alle großen Recherchen in jüngerer Zeit. Anders gesagt: In der Berufswirklichkeit sind solche Fähigkeiten immer mehr gefragt, wer mithalten will, muss auch sie in seinem Handwerkskasten aufnehmen. Doch weiterhin wird absurderweise selbst dem Nachwuchs an Universitäten sowie Journalistenschulen Datenjournalismus allenfalls in Grundzügen gelehrt. Eine Studie von Columbia Journalism School und Knight Foundation weist dies selbst für die USA nach, wo neue Konzepte oft auch in der Ausbildung schneller aufgegriffen werden als anderswo. Die Studie bietet zudem Abhilfe an durch fünf Lehrmodelle – für Datenjournalismus als Basiskurs, als integriertes Angebot und Dreistufen-Qualifikation. Empfohlene Lehrinhalte sind Statistik, Erzähltechnik, Visuelle Kommunikation, Social Media. Aber: wenig Ethik und eigentlich kein Training im systematischen Publikumsdialog.

Ethische Abwägung muss transparent gemacht werden

Gerade bei so einem heiklen Thema wie den „Panama Papers“ hätte von vornherein zwingend eine ethische Abwägung transparent gemacht werden müssen: Wann, warum sowie in welchem Umfang müssen verantwortungsbewusste Journalisten in die Geheimsphäre von Staaten und die Privatsphäre von Personen eingreifen, weil es Missstände von öffentlichem Interesse Welchen Regeln folgend haben sie Geheimes und Privates zu schützen, weil dies die Öffentlichkeit nichts angeht oder sie gefährden würde?

Auch um das Publikum von der Bedeutung, von der Relevanz einer Recherche zu überzeugen, muss der Dialog mit ihm ein zentraler Punkt beim Planen der Veröffentlichung sein.

Marlis Prinzing

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