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Medien und Fußball: Miese Grätschen

Der DFB-Landesverband streitet mit einem Internetportal über Fußball-Videos. Das Internet-Portal "Hartplatzhelden" wollte dem Amateurfußball auf die Sprünge helfen und erntete dafür eine Klage vom Württembergischen Fußball-Verband.

Im Jahr 2006 schien im Fußball alles möglich: Der Freudentaumel der Weltmeisterschaft setzte sich über alle Ligen hinweg fort. Selbst die Kreisklasse erfuhr plötzlich mehr Beachtung. Drei Fußballnarren wollten nicht länger einsehen, dass die Spiele von über vier Millionen Amateurfußballern so gut wie gar nicht in den Medien vorkamen. Gemeinsam starteten sie das Internetportal Hartplatzhelden.de – als eine Art Youtube für den Amateurfußball. Der zum DFB gehörende Württembergische Fußballverband (WFV) hat nun Klage gegen die „Hartplatzhelden“ eingereicht. Das Portal verstoße gegen das Wettbewerbsrecht, so die Begründung der Stuttgarter. Ziel des Verbandes: Das Portal soll alle Videos von Spielen der Mitgliedsvereine von der Seite nehmen.

Als die „Hartplatzhelden“ Ende 2006 mit einem Videowettbewerb die schönsten Tore suchten, fanden sie breite Unterstützung: Zur Jury gehörten Oliver Bierhoff, Miroslav Klose, Günther Jauch und Marcel Reif. Der Wettbewerb 2007 steht unter weitaus schlechteren Vorzeichen. Sollte sich der Württembergische Fußballverband durchsetzen und andere Landesverbände dem Beispiel folgen, wäre dies der Anfang vom Ende des Kreisliga-Youtubes. Es stellt sich die Frage: Wem gehören die Bilder? Den Sportlern, Vereinen und Fans oder den Verbänden? Noch stellt sich diese Frage nur für den Fußballsport, doch insgesamt betrifft sie alle Portale mit User Generated Content und somit große Teile des Web 2.0.

„Unser Verband erbringt umfangreiche Vorleistungen. Wir koordinieren jedes Wochenende die Spiele von 13 000 Mannschaften, stellen dafür 6500 Schiedsrichter bereit“, sagte Verbandsjustiziar Frank Thumm dem Tagesspiegel. Das koste Geld, das von Mitgliedern des Verbandes bezahlt werde. „Wenn daraus nun Gewinne entstehen können, wem stehen die zu: den Medienunternehmen oder den Verbandsmitgliedern?“, fragt der WFV-Justiziar und will dies nun vom Stuttgarter Landgericht geklärt wissen.

Dabei misst der Landesverband mit zweierlei Maß. Gegen Youtube oder Myvideo.de wollen die Stuttgarter nicht vorgehen, weil die Fanvideos dort ungeordnet neben bewegten Bildern aus allen anderen Bereichen des Lebens stehen. „Wir haben auch kein Problem mit Fanvideos auf privaten Internetseiten oder Vereinsseiten, solange sie nicht auf Portalen mit Verlagen im Hintergrund stehen“, so Thumm.

Die „Hartplatzhelden“ sind allerdings trotz Medienpartnerschaften mit Sueddeutsche.de, Stern.de und dem U-Bahn- Fernsehen „Berliner Fenster“ vor allem eins: ein Zuschussgeschäft von drei Fußballfans. „An Gewinne ist erst einmal nicht zu denken“, sagt Oliver Fritsch. Im Gegenteil: „Wir mussten die Technik entwickeln, die Domain aufbauen und freie Mitarbeiter bezahlen“, erläutert der Kreisliga-Spielertrainer. Dies gilt auch für das Portal Meinsport.de, das ebenfalls noch nicht profitabel arbeitet. Im Gegensatz zu den Hartplatzhelden gibt es bei Meinsport.de jedoch ein Medienunternehmen im Hintergrund, die Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover. Die Solidarität mit den „Hartplatzhelden“ ist somit nicht ganz uneigennützig. Derzeit gibt es nur wenige Videos auf Meinsport.de, die – in Absprache mit den Veranstaltern – von der Plattform selbst produziert werden. Fanvideos sind jedoch auch für das Portal eine interessante Option. „Der DFB hat keine Exklusivrechte am Fußball, das haben die Spieler oder die Vereine“, meint Mitgründer Karsten Wysk. Meinsport.de will dem DFB nun mit einer Unterschriftenaktion „die Absurdität der rechtlichen Reglung“ vor Augen führen. „Wir wissen um die schwierige rechtliche Situation im Fußball, wir wissen aber auch, wie sich Vereine und Verbände anderer Sportarten über Videos aus der Sportcommunity freuen“, sagt Wysk.

Noch befindet sich das Verfahren gegen die „Hartplatzhelden“ in einem frühen Stadium, die Klageerwiderung steht noch aus. Möglicherweise kommt es gar nicht zum Prozess. Beide Seiten signalisieren ihre Gesprächsbereitschaft. „Wir haben kein Interesse an einem Prozess, uns geht es auch nicht zwingend um eine Grundsatzentscheidung“, sagt „Hartplatzheld“ Fritsch. Verbandsjurist Thumm sieht noch Chancen für einen Dialog. „Für ein eigenes Portal brauchen wir einen Partner, das ist uns bewusst.“

Auch beim Fanwettbewerb können die Sportfreunde noch hoffen. Die Juroren sind treu geblieben. Marcel Reif und Günther Jauch werden auch in diesem Jahr wieder bei der Auswahl der besten Amateur-Fußballszenen auf der Suche nach dem schönsten Tor oder der miesesten Grätsche dabei sein.

www.hartplatzhelden.de,

www.wuerttfv.de,

www.meinsport.de,

www.der-fussball-gehoert-uns.de

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