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Medien: Zieht auch die DPA nach Berlin?

Noch ein großer Umzug nach Berlin? Die Deutsche Presse-Agentur überprüft eine Konzentration ihrer Redaktionen in der Hauptstadt. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne - die Mitarbeiter sollen vollkommen überrascht worden sein.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) hat die Überlegungen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kritisiert, ihre redaktionellen Einheiten in Berlin zu bündeln. Obwohl die Untersuchung über einen möglichen Umzug der Redaktionen aus Hamburg und Frankfurt nach Berlin erst begonnen habe, spreche sich die Führungsebene bereits für eine Verlagerung aus, erklärte die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi am Mittwoch. Die dpa-Mitarbeiter seien von dem Plan überrascht worden.

Die in Hamburg ansässige dpa hatte am Dienstag mitgeteilt, aus Sicht von Geschäftsführung und Chefredaktion gebe es gute Argumente für eine redaktionelle Zentralisierung in Berlin. Die Strukturveränderungen in der Medienwelt müssten Konsequenzen für den redaktionellen Alltag haben. Eine Untersuchung, die von einem externen Berater begleitet werde, solle die redaktionellen Produktionsabläufe der dpa „grundsätzlich auf den Prüfstand“ stellen. Mit Ergebnissen werde laut dpa-Sprecher Justus Demmer nicht vor Sommer gerechnet. Die Mitarbeiter seien von dem Vorhaben „von Anfang an umfassend informiert“ worden. Verdi-Medienexperte Manfred Moos sagte hingegen, die dpa-Leitung wolle „offenbar den Eindruck bereits vollendeter Tatsachen erwecken“. Möglicherweise wolle die Agentur vor dem Hintergrund der Kündigung der dpa-Dienste durch die Essener WAZ-Gruppe „Aktions- und Innovationsfähigkeit“ demonstrieren.

Die Nachrichtenagentur dementiert einen Zusammenhang zwischen den Reformplänen und der WAZ-Kündigung. „Das ist eine zeitliche Koinzidenz“, sagte Demmer dem Tagesspiegel. Der Gesamtumsatz von dpa war 2007 um 1,9 Prozent auf 93,8 Millionen Euro gesunken. Die WAZ hatte bisher nach eigenen Angaben etwa zwei Millionen Euro pro Jahr für dpa-Material ausgegeben. Seit Jahresbeginn bezieht sie keine Nachrichten mehr von dpa. Der dpa-Sprecher glaubt nicht, dass damit das Agentur-Modell infrage stehen könnte, welches von 191 Gesellschaftern (Medienhäusern) getragen wird und das Beispiel WAZ Schule machen wird: „Es deutet nichts darauf hin.“ Auch die Standortentscheidung für Berlin sei noch nicht gefallen. Der dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn hatte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ herausgestellt, für „multimediale Prozesse“ sei Berlin der „einzig ideale Ort“. Aktuell sind die Zentralredaktionen der dpa dreigeteilt. Die Bildredaktion arbeitet in Frankfurt am Main, die Dienste für Internet und Mobilfunk werden wie die Basisdienst-Berichterstattung in Hamburg erstellt. Die Redaktion für die innenpolitische Berichterstattung sitzt bereits in Berlin.

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