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Medien: Medienrepublik (4): Harald Martenstein über Georg Gafron, Osama bin Laden und Frau Mops

Auch jenseits des links- und rechtsradikalen Milieus ist in Deutschland eine stille Sehnsucht zu spüren - immerhin, Osama, der Mann mit dem Bart, glaubt an etwas, er ist auf seine Weise verbindlich. Da hat einer "Werte", seien sie auch noch so irre, im Gegensatz zum westlichen "Pragmatismus", den Botho Strauss bei dieser Gelegenheit wieder einmal anprangert.

Auch jenseits des links- und rechtsradikalen Milieus ist in Deutschland eine stille Sehnsucht zu spüren - immerhin, Osama, der Mann mit dem Bart, glaubt an etwas, er ist auf seine Weise verbindlich. Da hat einer "Werte", seien sie auch noch so irre, im Gegensatz zum westlichen "Pragmatismus", den Botho Strauss bei dieser Gelegenheit wieder einmal anprangert. Die Freiheit hat ja immer etwas Unverbindliches, so ist sie nun mal. In die gleiche Richtung geht der vielstimmige Ruf nach dem Ende der "Spaßgesellschaft".

Der Schließung unserer Spaßbäder und der Umwandlung der Cinemaxxe in Andachtsräume stehen allerdings nicht nur ökonomische Zwänge entgegen. Die Säkularisierung des Westens hat etliche objektive Gründe, unter anderem den Wohlstand und das hohe Bildungsniveau. Ohne Armut und Dummheit gibt es keinen starken, opferbereiten Volksglauben - außerdem lässt das alles sich wunderbar miteinander verbinden, zwischen Westen, Spaß und dem Tragen von Bärten besteht kein naturnotwendiger Widerspruch.

"Focus" hat zum Beispiel den "BZ"- und 100,6-Chefredakteur Georg Gafron einen Tag lang beobachtet. In der Frühe, wenn er ins Büro kommt, sagt Georg Gafron zu seiner Sekretärin: "Morgen, Mops - abtreten!" Die Frühkonferenz bei 100,6 beginnt er, indem er salutiert, hinter ihm hängt ein Plakat mit der Aufschrift "If you want to fight - join the marines". Auf seinem Schreibtisch stehen ein russischer Spielzeugpanzer, ein aufziehbarer US-Soldat, der auf dem Boden rumrobbt und schießt, ein Foto von Helmut Kohl sowie ein Foto von Leo Kirch. Außerdem schmückt eine US-Flagge sein Büro. Zwei Sonnabende im Monat hat Georg Gafron in dem Büro Sprechstunde für die Mitarbeiter, damit sie ihm ihre persönlichen Probleme erzählen - "mein Kind hat Krebs, meine Beziehung steckt in der Krise, ich stecke in Finanznöten". Falls der Mitarbeiter immer schön fleißig war, hilft Gafron, denn Mensch muss man bleiben, auch in der Schlacht.

Aber wie? Was macht er zum Beispiel, wenn seine brave, fleißige Sekretärin Mops zu ihm kommt und berichtet, dass ihr Freund sie verlassen hat? Ruft Gafron dann den Freund an, salutiert und ruft ins Telefon: "Antreten! Im Namen der Freiheit: If you want a girl - join Mops"? Das hat "Focus" nicht recherchiert.

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