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Medien: Medienrepublik (68)

Matthias Kalle über Problemzonen jenseits von Deutschland und Frankreich Och nö, das kann doch jetzt wohl nicht wahr sein. Als ob wir nicht schon genug Sorgen hätten, als da wären der Weltfrieden, die Weltwirtschaft, die Arbeitslosenzahlen, die Gesundheitsreform und das Wetter – um nur einige wenige zu nennen.

Matthias Kalle über Problemzonen jenseits von Deutschland und Frankreich

Och nö, das kann doch jetzt wohl nicht wahr sein. Als ob wir nicht schon genug Sorgen hätten, als da wären der Weltfrieden, die Weltwirtschaft, die Arbeitslosenzahlen, die Gesundheitsreform und das Wetter – um nur einige wenige zu nennen. Aber das ist alles Pillepalle, denn das eigentliche Problem, das sind: wir. Die Recherchen des amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld haben ja ergeben, dass die Länder Frankreich und Deutschland zum „alten Europa“ gehören und das demzufolge Frankreich ein Problem sei, genau so wie Deutschland auch.

Deutschland, eine Problemzone? Problemzonen, die kannte man ja eigentlich bisher vom Körperlichen – Männer, die sich nass rasieren, wissen, dass zum Beispiel die Haut um den Kehlkopf eine Problemzone darstellt. Da schneidet man sich oft ins eigene Fleisch. Frauen aber, die entdecken dauernd Problemzonen an sich, man denke nur an die Auflistung „Bauch, Beine, Po“. Die Schauspielerin Kate Winslet, vor einer Woche auf RTL in Titanic zu begutachten, erschien dieser Tage in der englischen Ausgabe des Männermagazins „GQ“ – gänzlich ohne auch nur die kleinste Problemzone; sie wirkte auf den Fotos wie kurz nach dem Hungerstreik. Die Winslet, das ist bekannt, neigt zu weiblichen Formen, an den Fotos wurde so lange rumgebastelt, bis sie mit der Frau, die sie zeigen, nur noch sehr wenig zu tun hatten. „Digitale Manipulation“ nennt das der Chefredakteur Dylan Thomas und wie so etwas aussieht, davon können sich auch die Leser des deutschen Männermagazins „Maxim“ überzeugen. Männermagazine übrigens scheinen ja überhaupt gar keine Probleme zu haben, die gehen am Kiosk weg wie geschnitten Brot, was wahrscheinlich daran liegt, dass es in Männermagazinen auch niemals um Probleme geht, erst Recht nicht um Problemzonen. In der aktuellen „Maxim“ jedenfalls ist die Popsängerin Christina Aguilera zu sehen und die Fotos von ihr wirken so echt wie die Liebe zwischen Juliette und Daniel Lopes, die sich bei „Deutschland sucht den Superstar“ kennen gelernt haben. Der Sänger gab in der aktuellen „Bunte“ ein Interview über diese Liebe, die nicht ohne Probleme sei, aber die doch so romantisch begann: „Ich erzählte ihr, dass ich Stringtangas, die ein wenig aus der Jeans schauen, sexy finde. Bei der nächsten Probe schaute da etwas aus ihrer Hose. Eine geheime Liebesbotschaft.“ Wer so etwas sagt, der hat wirklich ein Problem. Wer so etwas druckt, allerdings auch.

Deutschland, diese Medienrepublik, hat also tatsächlich ein Problem: Mit der Wahrheit nehmen es manche momentan nicht so genau. Die Lüge in den Zeiten der Krise.

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