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Medien: Medienschelte, nächste Runde

Wer ist ein Freund des Kanzlers? „SZ“-Redakteur Leyendecker streitet sich mit „Stern“-Redakteur Jörges

Nachdem Kanzler Schröder die Medien gescholten hat, bekriegen sich Journalisten nun untereinander: Hans Leyendecker, leitender politischer Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“, geht per Anwalt gegen HansUlrich Jörges vor. Der stellvertretende Chefredakteur des „Stern“ behaupte in seiner Kolumne Unwahres, sagte Leyendecker dem Tagesspiegel.

Die Überschrift des Textes in der aktuellen „Stern“-Ausgabe, in dem sich Jörges unter anderem auf Leyendecker bezieht, lautet „Netzwerk Espede“; in der Unterzeile schreibt Jörges: „Dem Wahlkampf der Parteien folgt der Nahkampf der Journalisten – einige wollen zurück in die alte Welt politisch sortierter Medien. Es sind Freunde des Kanzlers.“ Hier sieht Leyendecker die erste Lüge von Jörges: „Ich habe mit dem Kanzler nichts zu tun“, sagte Leyendecker. Jörges’ Hinweis auf ein Zitat Leyendeckers, der sich in einem „Tagesspiegel“-Artikel im Juli als SPD-Wähler ausgewiesen hatte, spiegele das „System“ Jörges’ wider: Dieser habe das Zitat sinnentstellend verkürzt, um sich so „seine Welt zurechtzuschreiben“, sagte Leyendecker.

Die zweite Unwahrheit sei Jörges’ Hinweis, ein Brief des „Spiegel“-Chefredakteurs Stefan Aust an den Bundeskanzler sei Leyendecker aus dem Kanzleramt zugesteckt worden. Aus diesem Brief hatte Leyendecker jüngst in einem Artikel zitiert. Das Schreiben sei aber nicht aus dem Kanzleramt zu ihm gelangt, sagte Leyendecker. Er hat die Sache an seinen Anwalt weitergegeben, der dem „Stern“-Verlag Gruner + Jahr (G + J) eine Frist bis vergangenen Donnerstag um 17 Uhr für eine Unterlassungsverfügung stellte, die G + J verstreichen ließ. Laut einer Justiziarin will man nicht nachgeben. Lese man den Text aufmerksam, werde deutlich, dass Jörges Leyendecker nirgendwo als persönlichen Freund des Kanzlers bezeichne. Für die Information, der von Leyendecker zitierte Brief stamme aus dem Kanzleramt, gebe es eine zuverlässige Quelle. Die weitere Entwicklung der Angelegenheit sei nun Leyendeckers Anwalt überlassen. Hans-Ulrich Jörges selbst wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern.

Auch „Spiegel“-Chef Stefan Aust bezieht Position. In der „Hausmitteilung“ der nächsten Ausgabe zitiert Aust den verstorbenen „Spiegel“-Herausgeber Rudolf Augstein: „Ein Journalist kann Freund des Politikers auf Dauer nicht sein.“ nidi

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