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Medien: „Meine Aufgabe ist nicht, den Zuschauern mitzuteilen, ob ich Kerry oder Bush bevorzuge“

Die Zukunft des Peter Kloeppel: Am Sonntag startet seine zweiteilige Doku über die USA, am Montag wird er Chefredakteur, am Dienstag moderiert er die Wahl

Am Sonntag und am Montag ist auf RTL Ihre Dokumentation „Amerika“ zu sehen. Mit welchem AmerikaBild werden Sie uns konfrontieren?

Mit einem Amerika-Bild, das geprägt ist von dem, was Amerika in seiner Sturm- und-Drang-Zeit ausgezeichnet hat. Ein Amerika, geprägt von den Einwanderern aus Europa, geprägt von dem Willen, denen alle Freiheiten zu geben, die etwas bewegen wollen. Ein Amerika-Bild, in dem es aber auch um die Rücksichtslosigkeit der amerikanischenKultur geht. Es ist ja bisweilen eine sehr rücksichtslose Art, Freiheiten durchzusetzen.

Wie sehr spielt die anstehende Präsidenten-Wahl in Ihre Dokumentation hinein?

Die Wahl spielt eher eine untergeordnete Rolle. Der zweite Teil umfasst die Zeit von 1963 bis heute. Da treffen wir Menschen, die Vietnam erlebt haben und mit Blick auf den Irak sagen, die USA hätten nichts daraus gelernt.

Sind Sie für Bush oder für Kerry?

Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, den Zuschauern mitzuteilen, wo meine Präferenz liegt.

Wie sehr interessieren sich die RTL-Zuschauer für die Präsidentschaftswahlen?

Keine andere US-Wahl in den vergangenen Jahrzehnten hat je so viel Aufmerksamkeit bekommen wie diese. In Amerika und auf der ganzen Welt. Wir merken bei unseren Sendungen zum Wahlkampf, dass da kaum einer wegschaltet.

Sie werden ab 1. November neben Ihrem Job als Chefmoderator noch Chefredakteur. Bleibt da noch Zeit fürs Moderieren?

Sicher. Ich werde vielleicht den einen oder anderen Tag nicht moderieren, aber ansonsten mache ich weiter wie bisher. Mein Ziel ist es, fünf Tage die Woche im Studio „RTL-Aktuell“ zu moderieren.

Ein ehrgeiziges Unternehmen.

Michael Wulf als geschäftsführender Chefredakteur wird sich stärker um die Innenaufgaben kümmern, ich mich mehr um das Außen. Außerdem werde ich mich mit Konzepten für neue Sendungen beschäftigen.

Fehlt Ihnen noch etwas am RTL-Nachrichtentag?

Nein, wir haben eine gute Rundumversorgung. Ich glaube nicht, dass wir größere Veränderungen brauchen. Vielleicht werden wir mal über eine politische Talksendung nachdenken.

Wann, wie, wer?

So etwas macht nur dann Sinn, wenn es um etwas geht. In einem Wahljahr könnte ein Polittalk auf jeden Fall Sinn machen.

Brauchen Nachrichtensendungen wirklich 3-D-Animationen?

’s. Das ist das Wichtigste. Eine Nachrichtensendung soll so direkt und klar wie möglich informieren. Wenn das mit einer 3-D-Animation erreicht werden kann, warum sollten wir sie dann nicht einsetzen?

Sie sind ja nicht alleine mit der 3-D-Initiative. Sat 1 macht es ja auch.

Sat 1 hat ein neues Studio und einen neuen Nachrichtenmoderator, das ist mir auch schon aufgefallen. Sat 1 hat am Anfang gesagt, man wolle immer die Leute des Tages im Studio haben. Das hat man am Anfang auch getan, inzwischen ist das seltener geworden. Ich verfolge mit Interesse, wie die Themen platziert werden. Aber nervös macht mich das alles nicht.

RTL simuliert gerne Korrespondentenstärke, wenn Peter Kloeppel an einem Brennpunkt der Welt Nachrichten verliest. Bleibt es dabei?

Wir simulieren nichts. Wir haben Korrespondenten in Amerika, in London, Moskau und Paris. Und von dort berichten wir auch am häufigsten. Es passt also. Dass ich außerdem mal einen Tag in Washington bin oder ein paar Tage in Bagdad, das stört niemanden.

Mark Conrad folgt Gerhard Zeiler als RTL-Senderchef. Was wird sich ändern?

Wir werden uns im November zusammensetzen. Dann wird man sehen.

Chefredakteure sind öffentliche Personen. Ist Ihnen das nicht ein wenig unangenehm?

Ich hätte diesen Job nicht übernommen, wenn mir das unangenehm wäre. Ich bin nicht der große Zampano, stimmt schon. Aber wo ich erscheinen muss, da werde ich sein. Und das macht mir auch Spaß.

Freuen Sie sich schon auf die Kanzlerduelle 2006?

Na klar. Wir haben jedenfalls Kontakt zu allen voraussichtlich Beteiligten.

Wird es auch bei der Bundestagswahl 2006 zwei TV-Duelle geben?

Ich würde es mir sehr wünschen. Ob die Sendungen allerdings so aussehen sollen wie 2002, darüber wird man reden müssen. Das Konzept war ja sehr starr. Ich würde mich sehr freuen, wenn in einem Duell auch normale Bürger den Kandidaten Fragen stellen könnten – ähnlich wie bei den Townhall-Meetings in den USA.

Das Gespräch führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

Peter Kloeppel, 46, „RTL aktuell“-Moderator wird am 1. November Chefredakteur des Senders. Am Sonntag und Montag laufen jeweils um 19 Uhr 15 seine Dokumentationen „Amerika!“

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