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Medien: Mit falschem Pass und dem Glauben an die Liebe

In einem tristen Vorort irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion träumt die 16jährige Lilja von einer sorglosen Existenz und einem Leben in Amerika. Ihre Mutter belässt es nicht beim Träumen und macht sich in den goldenen Westen davon – ohne Lilja (Oksana Akinshina).

In einem tristen Vorort irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion träumt die 16jährige Lilja von einer sorglosen Existenz und einem Leben in Amerika. Ihre Mutter belässt es nicht beim Träumen und macht sich in den goldenen Westen davon – ohne Lilja (Oksana Akinshina). Auf sich alleine gestellt, gerät sie in einen Teufelskreis aus Armut und Verelendung, billigen Drogen und Prostitution – bis eine verheißungsvolle Liebe die Abwärtsbewegung zu stoppen verspricht. Mit nichts außer einem falschen Pass und dem Glauben an eine vermeintlich wunderbare gemeinsame Zukunft folgt sie Andrej (Pavel Ponomarev) nach Schweden – und wird von ihm direkt in die Hände eines Menschenhändlerrings gespielt.

Regisseur Lukas Moodysson, der zuletzt mit „Zusammen!“ eine niedliche, harmlos-nette 70er-Jahre-Reminiszenz aufs lustige WG-Leben verfilmte, setzt nun der Unbeschwertheit ein Ende. Hoffnung existiert in „Lilja 4-ever“ nur als sehnsuchtsvolle Spiegelung in den Augen der Schaulspieldebütantin Akinshina und in den Träumen ihrer Lilja. Seine Titelheldin fasst Moodysson nicht mit Samthandschuhen an, lässt sie ungebremst immer tiefer fallen. Man windet sich als Zuschauer im gemütlichen Sessel, hofft auf ein bisschen Verklärung, ein bisschen distanzschaffenden Kitsch – irgendeine Möglichkeit, der Direktheit der Bilder auszuweichen und Moodysson der Gefühlsmanipulation zu überführen. Umsonst: Er zwingt dazu, in den Abgrund zu starren, wo die ungeschönte Realität des Frauenhandels wartet. Annika Müller

„Lilja 4-ever“, Sonntag, ARD, 0 Uhr

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