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Medien: Mit Nachdruck

Hätten deutsche Zeitungen darauf verzichten sollen, die umstrittenen Mohammed-Karikaturen zu zeigen?

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Michael Konken hält es für richtig, dass deutsche Zeitungen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ nachgedruckt haben. Die Reproduktionen seien „ein notwendiger Beitrag zur Meinungsbildung. Ziel sei eben nicht „die Verletzung religiöser Gefühle“ gewesen.

Der DJV hat die Debatte über den Nachdruck der umstrittenen Karikaturen in Deutschland selbst losgetreten. DJV- Sprecher Hendrik Zörner berief sich auf den Pressekodex, in dem stehe, dass „Veröffentlichungen in Wort und Bild das religiöse Empfinden einer Personengruppe“ nicht verletzen dürften. „Ich kann mir vorstellen, dass viele Muslime mit den Karikaturen Probleme haben“, sagte Zörner. Eine der Zeichnungen zeigt zum Beispiel Mohammed mit einem Turban in Form einer Bombe.

Viele deutsche Zeitungen hatten dieses Motiv oder andere Beispiele aus der Karikaturen-Reihe in ihren gestrigen Ausgaben abgedruckt, um damit ihre Berichterstattung über den „Karikaturen-Streit“ in Dänemark zu veranschaulichen. Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ hatte bereits im Herbst die zwölf Karikaturen gedruckt. Ihnen ging ein Experiment voraus. Die Zeitung wollte wissen, ob dänische Zeichner bereit wären, Mohammed zu zeichnen, auch wenn der Islam dies untersagt. In den vergangenen Tagen war der Streit um die Karikaturen eskaliert.

Selbst den Abdruck nur eines einzigen Motivs zur Veranschaulichung der Debatte hält DJV-Sprecher Zörner für problematisch. Zörner erinnerte an ein Paparazzi-Foto, das Lady Diana im Fitness-Studio zeigte und das für Wirbel in der britischen Presse gesorgt hatte. Damals habe der Presserat auch beanstandet, dass deutsche Zeitungen das Foto nachdruckten, selbst wenn sie über die Diskussion in England berichtet hatten.

Der Presserat selbst sah gestern wegen der Veröffentlichungen der Karikaturen keinen Handlungsbedarf. „Erst wenn es eine Beschwerde gibt, werden wir aktiv“, sagte Referent Arno Weyand. Seiner Ansicht nach seien die Zeitungen mit dem Abdruck „des Corpus Delicti“ nur ihrer Chronistenpflicht über die Diskussion nachgekommen. Ähnlich sieht es auch der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. „Wenn zwei, drei oder vier Karikaturen abgebildet worden sind, war dies lediglich ein Dienst am Leser, der sich somit selbst ein Urteil über die umstrittenen Karikaturen bilden konnte“, sagt Sprecher Hans Joachim Fuhrmann.

Die Proteste gegen die dänische Zeitung gehen weiter: Im Internet fand sich eine arabischsprachige Anleitung für einen Angriff auf den Server von „Jyllands-Posten“. Mit einer „distributed denial of service“-Attacke – also möglichst vielen gleichzeitigen Anfragen – soll der Server überlastet werden und schließlich zusammenbrechen. nol

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