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Medien: Mit sanfter Schärfe

Im Palais. RBB.

Im Palais. RBB. Diesmal ist Michael Naumann Gastgeber des neuen Kulturtalks. Er ist, anders als Christoph Stölzl, ein gedeckter Typ. Gedeckte Anzugfarben, gedecktes Gesicht, halb gedecktes Thema: „Armes Berlin, reiche Kultur“. Naumann und Anwalt Peter Raue sind die Anhänger der Hochkultur in dieser Runde. Adrienne Goehler ist verantwortlich für die Mitte. Falk Walter (Arena) und Matthias Lilienthal (Hebbel-Theater) dagegen wirken subkulturell – so, als ob sie auch mit gar keiner Oper ganz gut auskämen statt mit drei oder vier (Neuköllner Oper). Wenn jemand vier Kinder hat, findet Raue, fragt man doch auch nicht: Brauchen wir die? Die Analogie ist Nonsens, aber wirksam. Darf eine Stadt, in der jedes sechste Kind unter der Armutsgrenze lebt, eine Milliarde für Kultur ausgeben?, fragt Naumann. Lilienthal spricht von Berlin als einer Stadt, die mit Ausnahme von Raue kein Bürgertum hat. Naumann fühlt sich übersehen, zeigt es aber nicht. Er moderiert sanft, aber mit plötzlichen Schärfen. Ein Menschenfreund, dem nichts entgeht. Das ist die Kunst der hintergründig Vordergründigen.

Irgendwann sind sich alle einig, dass der kulturadäquate Begriff nicht das Sparen, sondern das Glück ist. Wer einmal auf einem Konzert der „Sex Pistols“ einen polnischen Punk gesehen hat, der vor Rührung weinte, der wisse, was Kultur sei, kontert Walter den Naumann-Raueschen Kulturbegriff. Naumann wahrt Fassung. Und Raue fällt immerhin noch Barenboim ein: Da könnten Menschen wie er „genauso weinen wie Sie bei den (längere Pause) – Pistols.“

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