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Medien: Mord und Muttermilch

„Close To Home“, eine neue Krimiserie mit Baby

Frauen sind belastbarer als Männer. Die Staatsanwältin Annabeth Chase pendelt ihr Leben zwischen Muttermilch und Mordanklage aus. In der Pilotfolge von „Close To Home“ versucht sie, eine Mutter hinter Gitter zu bringen, weil diese ihr Haus angezündet haben soll, inklusive ihrer Kinder. Mildernde Umstände bekommt diese Serie, weil es nicht ganz so Schwarz-Weiß ist, wie es sich auf Anhieb anhört.

Ansonsten ist „Close To Home“ Kitsch mit Holzhammermoral. Die amerikanische Flagge ist Teil der Titelsequenz, sie weht im Vorgarten von Annabeth Chase (Jennifer Finnigan), und ihr Chef trägt eine Anstecknadel mit Flagge. Chase selbst ist ganz die gute und emanzipierte Mutter, die Beruf und Privates geregelt bekommt. Produzent Jerry Bruckheimer („CSI“, „Fluch der Karibik“, „Pearl Harbor“) hat mit „Close To Home“ eine Serie abgeliefert, deren Ausgangsplot – eine arbeitende Mutter und ihre Probleme – lobenswert ist. Auf das deutsche Publikum wirkt sie aber eher wie das Schreien eines Babys in der Nacht, das nicht enden will: Die Trivialitäten sind teilweise schwer erträglich.

In den USA hingegen scheint die Serie einen Nerv zu treffen: 10 Millionen Zuschauer schalten regelmäßig CBS ein. Im Moment läuft die zweite Staffel. Hierzulande ändert Vox heute seine Programmstruktur: Um 20 Uhr 15 läuft „Crossing Jordan“, gefolgt von „Close To Home“ als weitere Serie mit weiblicher Hauptfigur. Damit ist neben Montag und Mittwoch auch Freitag ein Krimitag auf Vox. Die Erfolgsaussichten sind eher düster: Die Zuschauer von „Close to Home“ sind (ähnlich wie Annabeth Chase) doppelt bis dreifach belastet, mit aufgesetzter Moral, leidlicher Spannung und Dialogen aus dem Phrasenlexikon für angehende Drehbuchautoren.

Close To Home, Vox, 21 Uhr 05

Till Frommann

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