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Ab durch die Decke. "Take That" - Robbie Williams, Gary Barlow, Howard Donald, Mark Owen, Jason Orange (von links) - in der Glanzzeit der Boygrop

© Vox/Universal Music

Mythos der Popkultur: Alles auf Erfolg getrimmt

Zuckerpop, Aerobic, kreischende Girls: Eine Vox-Doku arbeitet das Phänomen der Boygroups auf.

Die Bands kommen und gehen, der Erfolg aber bleibt. Boygroups sind das Phänomen, in dem Pop, Kommerz und die Träume der weiblichen Fans effektiv verschmelzen. „News Kids on the Block“ war vor 30 Jahren die erste Gruppe aus singenden Tänzern (oder tanzenden Sängern), die nach cleveren Marketingstrategien gecastet wurde. „Sogar das Wort ,Boygroup‘ wurde zur Beschreibung von uns erfunden“, sagt Bandmitglied Danny Wood in der vierstündigen Vox-Dokumentation „Das Phänomen Boygroups“.

In der Mischung aus ehrlicher Faszination, notwendiger Distanz und jeder Menge Musik will die Doku die Geschichte und Gründe des anhaltenden Erfolgs der Männerbands ergründen. Denn auch das ist ein Phänomen: Girlgroups sind immer mal wieder versucht worden, aber die Zielgruppe der männlichen Kids und Jugendlichen wollte sich nie so richtig begeistern lassen. Na gut, die hat schon damit mächtig zu kämpfen, dass die Freundin vielleicht jenen einen aus der Boygroup anschmachtet (umgekehrt die Freundin heftig reagieren würde, wenn der Freund einen Kartenkauf für ein Girlgroup-Konzert ankündigen würde).

Die Doku arbeitet sich chronologisch vor, also beginnt sie bei „New Kids on the Block“, gegründet 1984 und quasi das Grundmuster für die nachfolgende Welle. „Wir waren das Versuchskaninchen. Wir lehrten die anderen Boygroups und Produzenten, was zu tun, oder auch manchmal, was zu lassen war. Sie konnten von unseren Erfolgen und Fehlern lernen“, sagt Bandmitglied Donnie Wahlberg. Konzeptmusik, Konzeptbesetzung, Konzeptmarketing, die Doku schaut genau hin, was das Rezept zwar nicht für jede, aber genug Groups war. Natürlich ist da die Auswahl der vier, fünf Mitglieder, die mit dem jeweiligen Charakteristikum möglichst viele Typen-Träume der Teenies abbilden sollen – der Harte, der Zarte, der Kräftigere, der Dunkelhaarige, Blondchen etc. Am Grundprinzip der Boygroups hat sich bis heute nichts geändert, sagt der frühere „Bravo“-Chefredakteur Alex Gernandt: „Zuckerpop, Aerobic, kreischende Girls“. Auch die Grundanforderungen. „Caught in The Act“-Mitglied Eloy de Jong verschwieg seine Homosexualität lange Zeit, überzeugt, die Gruppe wäre am Ende, wenn er sich outen würde: „Und dann hassen mich alle.“

Als „New Kids on the Blick“ ihr Album „Step by Step“ 1990 weltweit verkaufen konnte, globalisierte sich auch die Boygroup. „Take That“ wurde in Manchester gegründet, es folgte eine sagenhafte Karriere, die 1995, mit dem Ausstieg von Robbie Williams, erst einmal abbrach. Das Leben wurde auf Überholspur gelebt, die Egos bliesen sich auf, mehr vom Management aus gesteuert als vom eigenen Willen. „New Kid on the Block“ Wahlberg resümiert: „Wir führten kein wirklich normales Leben. Wir waren nicht in der Lage, Lektionen zu lernen, die durchschnittliche 19-, 20-Jährige im Privaten lernen. Wir mussten es in der Öffentlichkeit tun.“ Also zwei Leben, ein öffentliches und ein privates. Die Fans, die Teenie-Mädchen sind weiterhin da. „One Direction“ ist derzeit vornedran, 35 Millionen Tonträger sind verkauft.
„Das Phänomen Boygroups“, Vox, Samstag, 20 Uhr 15 [/TV-HINWEIS]

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