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Medien: Nach dem Karikaturenstreit: Ist Wirkung kalkulierbar?

Wenn ein Journalist bei jedem Satz an dessen Wirkung denke, „dann kann der Hörfunk nur noch das Pausenzeichen senden! Und die Zeitungen leere Seiten drucken, die kann der Leser selbst ausfüllen!

Wenn ein Journalist bei jedem Satz an dessen Wirkung denke, „dann kann der Hörfunk nur noch das Pausenzeichen senden! Und die Zeitungen leere Seiten drucken, die kann der Leser selbst ausfüllen!", polterte Publizist Henryk M. Broder.

Montagabend, der Verein Berliner Journalisten hatte zur Diskussion „Rücksichtnahme oder Satire ohne Grenzen? Die Folgen des Karikaturenstreits" geladen. Auf dem Podium saßen neben Broder Ilona Marenbach, Chefredakteurin von Radio Multikulti, Karikaturist Reiner Schwalme, Islamwissenschaftler Yassin Musharbash von Spiegel-Online, und Gerd Appenzeller, Redaktionsdirektor des Tagesspiegels. Eine sachliche Runde, bis auf den für seine zugespitzten Äußerungen bekannten Broder. Der stand mit seinem Ruf nach nicht reflektierter Wirkung allerdings ziemlich alleine da. Es zähle zur Verantwortung von Journalisten, die Wirkung zu überdenken, die man erzielt, betonte etwa Gerd Appenzeller. „Wirkung ist nicht kalkulierbar", entgegnete Broder, „Verantwortung trage ich nur argumentativ." Was meint, dass nur seine Gedankenkette nachvollziehbar sein soll. „Jetzt sagen sie bloß noch, dass sie über die argumentative Nachvollziehbarkeit nachdenken und dabei die Wirkung außer Acht lassen", sagte Appenzeller. Aber auch in einer globalisierten Welt, in der eine Berliner Tageszeitung in der arabischen Welt lesbar sei, könne man die Wirkung nicht bis dorthin berücksichtigen. Das Nachdenken über Wirkung beschränke sich auf die Zielgruppe, etwa den Leser in Deutschland. Alles andere ziele nämlich genau an dem vorbei.

Als dann, zum Ende der Veranstaltung, das Wort an die Zuschauer ging, und drei Journalisten mit arabischem Hintergrund sprachen, trat klar der eigentliche Konflikt hervor. Iskandar El-Dick, Journalist beim arabischen Radioprogramm der Deutschen Welle, verwies etwa auf „Ziffer Zehn des Pressekodex: Presseverantwortung heißt, nicht das religiöse Empfinden von Personen zu verletzen.“ Sachliche Argumente, doch Stimme und Körpersprache verrieten Emotionalität. El-Dick sprach schnell, der Tonfall war ernst („Herr Broder, das ist nichts, worüber man Witze macht“).

Was für ein Unterschied zu der ruhig diskutierenden Runde auf dem Podium. Da wurde ganz klar deutlich, wo die Gegensätze zwischen beruflich und religiös Betroffenen liegen. jea

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