zum Hauptinhalt
Für Xavier Naidoo ist der ESC 2016 beendet, bevor er angefangen hat. Nun will die ARD wieder auf klassische Art einen Kandidaten finden.

© dpa

Nach ESC-Desaster: NDR will zurück zum Vorentscheid

Der nächste deutsche Kandidat für den Eurovision Song Contest soll offenbar wieder per gewohntem Vorentscheid gefunden werden. Doch das muss der NDR zunächst mit der ARD besprechen.

Nach dem Debakel um die Nominierung von Xavier Naidoo als deutschen Kandidaten für den Eurovision Song Contest 2016 (ESC) in Stockholm ist die ARD um Schadensbegrenzung bemüht. „Der Charakter des ESC als fröhliches Event, das der Völkerverständigung dient, muss erhalten bleiben“, sagte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor, der als Intendant des NDR zugleich innerhalb der ARD für den Song Contest zuständig ist. „Wir haben Fehler gemacht und die Wucht der Reaktionen unterschätzt“, räumte Marmor nach einer Tagung der ARD-Intendanten in Hamburg am Mittwoch ein. „Nach der Nominierung von Xavier Naidoo haben uns viele Menschen, die uns wichtig sind – auch aus dem NDR–, gebeten, die Entscheidung zu überdenken“.

NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann kündigte an, dass der Sender wieder zum gewohnten Wettbewerb zur Auswahl eines Kandidaten und zur Beteiligung des Publikums zurückkehren wolle. „Dies ist zumindest der Stand der Diskussion im NDR, wir werden das jetzt mit der ARD besprechen“, relativierte ein sichtlich verunsicherter NDR-Intendant und ARD-Vorsitzender Lutz Marmor.

Wie es mit dem ESC aus deutscher Sicht konkret weitergeht, blieb jedoch offen. Die Statuten der European Broadcasting Union (EBU) als Ausrichter des ESC sehen nur vor, dass bis Mitte März ein Kandidat benannt werden muss, erklärte Frank Beckmann. Ein Ziel sei es, sich breiter aufzustellen – unter anderem mit den ARD-Hörfunkwellen – und sich besser in der ARD abzustimmen.

Der finanzielle Schaden ist noch nicht absehbar

Welche finanziellen Folgen die zurückgenommene Nominierung des Soulsängers Naidoo für den öffentlich-rechtlichen Sender hat, stehe nicht fest. „Aus unser Sicht gab es keinen Vertrag, sondern nur eine mündliche Absprache über Eckwerte, die in einen Vertrag gemündet hätten“, sagte Beckmann. Die juristischen Fragen würden nun geprüft und anschließend mit dem Management von Xavier Naidoo geklärt.

Für ARD-Programmchef Volker Herres waren die Entscheidungen von ESC-Koordinator Thomas Schreiber und der Umstand, dass er vorab nicht informiert war, zwar kein Lehrstück in Kommunikation, dennoch stellte er sich offensiv vor Schreiber: Er sei ein Mann mit großer Leidenschaft, dem manchmal das Herz übergeht. „Aber das ist mir tausend Mal lieber als nichts zu tun. Er genießt meine volle Wertschätzung und mein volles Vertrauen.“

Die Gefahr, dass nach dem Eklat um die Nominierung von Naidoo und die Rücknahme der Entscheidung kein anderer deutscher Kandidat für den nächsten ESC gefunden wird, besteht hingegen offensichtlich nicht. Es gebe schon Bewerbungen, aber der NDR werde nun „ein Stückchen langsamer vorgehen, um den ESC nach vorn zu bringen“, versprach Fernsehdirektor Frank Beckmann.

"Im Krieg und auf Twitter..."

In ganz anderem Kontext fiel auf der Pressekonferenz nach der ARD-Intendantentagung ein anderer Satz, der auf Twitter sogleich vielfach weiterverbreitet wurde: "Im Krieg und bei Twitter stirbt die Wahrheit zuerst", sagte Volker Herres und empfahl den anwesenden Journalisten, lieber der ARD statt den sozialen Medien zu vertrauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false