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Nachrichten im Privat-TV: Billige Dokus statt teurer News?

Warum die N-24-Mitarbeiter von der Politik enttäuscht sind.

In dieser Woche war viel davon die Rede, was Fernsehsender oder Politiker in Deutschland zu leisten haben, was sie dürfen und sollen und was nicht. Die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) beispielsweise will den Abbau der Nachrichtenangebote bei den Privatsendern nicht länger hinnehmen. Sat 1 bringe da nur noch 30 Minuten am Tag, und die Zukunft des zur Disposition stehenden Nachrichtensenders N24 aus der ProSiebenSat-1-Gruppe sieht weniger rosig aus denn je. Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski wiederum hat am Freitag ein Ende der Werbung bei ARD und ZDF gefordert. Statt über die Form des Gebühreneinzugs zu diskutieren, sei es wichtiger, zu einer klaren Trennung bei der Finanzierung zu kommen. „Die Privatsender finanzieren sich über Werbung, die Öffentlich-Rechtlichen ausschließlich aus Gebühren.“ Der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Medienkonzern, zu dem der Privatsender RTL gehört, kritisierte die Medienpolitik von Bund und Ländern scharf und forderte hier eine klare Linie. Eine klare Linie könnten zunächst auch die 305 Mitarbeiter von N24 in Berlin gebrauchen. Die Zukunft des Privatsenders ist weiter ungewiss. Zwei Verkaufsoptionen stehen seit Wochen im Raum: ein Verkauf von N24 an einen externen Investor wie beispielsweise an den russischen Medienunternehmer Lesnewski oder eine sogenannte Management-Buy-Out-Variante, bei der N-24-Geschäftsführer Torsten Rossmann und Ex-„Spiegel“-Mann Stefan Aust den Spartensender kaufen. Intern wird diese Variante mittlerweile für die wahrscheinlichste gehalten, auch wenn sich alle in Stillschweigen hüllen. „Wir diskutieren intensiv mit den Beteiligten“, sagt ProSiebenSat-1-Sprecher Julian Geist. Möglich ist auch, dass N24 beim Münchner Konzern bleibt. Das wäre dann aber mit den vom ProSiebenSat1-Vorstand angekündigten erheblichen Sparmaßnahmen verbunden. Billige Dokus statt teurer News, davon ist die Rede. Ob N24 dann noch ein ernst zu nehmender Nachrichtensender sein kann, wird nicht nur vom N-24-Betriebsrat-Vorsitzenden Erdmann Hummel bezweifelt. „Die Stimmung hier ist schlecht.“ Man sei enttäuscht, man habe sich mehr Unterstützung, mehr Druck, eine klare Linie seitens der Politik erhofft, nachdem ProSiebenSat1-Vorstandschef Thomas Ebeling im Herbst ankündigte, sich von seinem kostenintensiven Nachrichtensender trennen zu wollen. Diesen Druck könnten vielleicht noch die Medienwächter der ALM aufbauen. Sie wollen mit den Privatsendern über eine Art Selbstverpflichtung reden, hinsichtlich der Mindestanforderungen an das Nachrichtenangebot bei RTL, Sat1 & Co. Für die N-24-Mitarbeiter könnte diese Debatte zu spät kommen. Eine Entscheidung über ihre Zukunft soll Ende Juni in München fallen.

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