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Palme

© dpa

Nachruf: Durch die Stadien der Welt

Marcel Reif zum Tod von Reporter Michael Palme.

Während der kurzen Winterpause der Bundesliga waren wir gemeinsam in Urlaub, Michael, unsere Frauen. Eine Kreuzfahrt, und als wir nach einem Landgang auf dem Weg zurück zum Schiff waren, traf ihn der Schlag. Nun ist Michael Palme tot, mit lächerlichen 66 Jahren. Ich habe ihm nicht helfen können in der Ferne, oder nur unzureichend und auf jeden Fall nicht in dem Maße, wie er mir immer geholfen hat. Kennengelernt haben wir uns vor 38 Jahren, ich war junger Redakteur beim ZDF, Michael war Cutter. Und leidenschaftlicher, fast kindlicher Fan und Liebhaber des Fußballs. Hajo Friedrichs durchschaute Michaels Fähigkeiten und machte ihn zum Redakteur. Was für ein Segen. Für uns Kollegen, für die Zuschauer, für den Fußball. Bei aller Liebe zum Fußball war Michael ein kritischer Geist, ein unbeugsamer und unkorrumpierbarer Überzeugungstäter, mit kraftvoller Sprache und sonorer Stimme, der die Sportberichterstattung über Jahrzehnte geführt und geprägt hat. Gebürtiger Berliner war er, inklusive der großen Schnauze. Weiß Gott, die hatte er, aber noch größer war sein Herz. Man wird niemanden finden, der ihm nachsagen würde, dass Michael auch mal verletzend gewesen sei, und wenn doch, dann ist es ein Lügner. Ihn, den Geradlinigen und Grundehrlichen, zum Freund zu haben, bekam man nicht geschenkt. Aber dann war er ein treuer Freund, ein Helfer und Berater und mir auf einem langen Weg Begleiter. Wunderbare Filme hat er für den „Sport-Spiegel“ gemacht und den Kommentar im ZDF-„Sportstudio“ eingeführt und kultiviert. Und dann glaubten sie vor sechs Jahren, auf seine Fähigkeiten verzichten zu können. Welch Glück für mich. Denn von da an zogen wir weiterhin gemeinsam als Freunde durchs Leben und nun auch als Reporterduo durch die Stadien der Welt. Es war ihm und mir großer Spaß, den Jungen noch ein wenig vor der Nase rumzutanzen, mit einem Schlag ist der Spaß beendet.

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