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Nachruf I: Fernsehen muss erzählen

Der TV-Produzent Otto Meissner ist tot. Auf seiner Filmografie stehen Serien wie "Liebling Kreuzberg" oder "Unser Lehrer Dr. Specht".

Er war nicht schlicht Otto Meissner, er war Professor Otto Meissner. Respekt, Hochachtung lagen darin für diesen Großmogul der deutschen Fernsehunterhaltung. Was der Gründer, Chef und Spiritus rector der Novafilm Fernsehproduktion vor allem an ARD und ZDF auslieferte, das waren große Erfolge. „Nichts anderes hatten wir von ihm erwartet“, würdigte der damalige ARD-Programmdirektor Günter Struve, als sich Meissner 2004 aus der Geschäftsführung der Novafilm verabschiedete. Das Erste hatte ihm viel zu verdanken, insbesondere die Ausnahmeserie „Liebling Kreuzberg“, die Otto Meissner seiner Freundschaft mit Autor Jurek Becker und Hauptdarsteller Manfred Krug verdankte.

Der hochbelesene Meissner hatte ein besonderes Sensorium für Stoffe aus dem wirklichen Leben, für punktgenaue Besetzungen. „Liebling Kreuzberg“ ist genannt, für das ZDF müssen „Unser Lehrer Dr. Specht“ mit Robert Atzorn, „Ich heirate eine Familie“ mit Thekla Carola Wied und Peter Weck genannt werden. Auch „Der letzte Zeuge“ mit Ulrich Mühe oder „Für alle Fälle Stefanie“ (Sat 1) hat er verwirklicht. Otto Meissner war einer der großen Erzähler von Fernsehen in Fortsetzung.

Zufällig war das alles nicht. Meissner wusste schon aus seinen Filmlehrjahren, wie ein Publikum, wie Künstler ticken. Er kam 1963 als Hauptproduktionsleiter im Bereich Unterhaltung zum ZDF. Anfang 1965 wurde er Unterhaltungschef, mit Klassikern wie Peter Frankenfeld „Vergißmeinnicht“ und „Der Goldene Schuß“ mit Lou van Burg hat er die Showtradition des zweiten Programms mitbegründet. Ende 1966 verließ Meissner den Sender und gründete ein Jahr später in seiner Heimatstadt Berlin seine eigene Firma. Da wusste er schon, dass das Medium einen gewaltigen Hunger auf Serien entwickeln wird – den der mit allen Wassern gewaschene Produzenten-Patriarch gerne stillen half.

Am 16. Februar ist Otto Meissner gestorben, mit 85 Jahren. jbh

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