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Foto: NDR

© NDR/Gita Mundry

Nachruf: NDR-Filmemacher Horst Königstein ist tot

Breloers besonderer Bruder: In Erinnerung bleiben Marksteine des anspruchsvollen öffentlich-rechtlichen Fernsehens wie "Todesspiel" oder "Die Manns".

Horst Königstein besaß dieses Gen. Unbedingt besseres Fernsehen machen, unbedingt das Fernsehen besser machen. Das funktionierte mit dem Medium, das funktionierte auch gegen das Medium. Königstein, geboren 1945 in Bremen, hatte Pädagogik und Soziologie studiert, schon eine erste Aussage, um erst bei Radio Bremen zu arbeiten und von 1970 an beim Norddeutschen Rundfunk in seiner Manier als Redakteur zu arbeiten. In seiner Manier, das heißt, dass Königstein mit der 13-teiligen Dokumentarreihe „Sympathy for the Devil“ 1972 Aufsehen erregte. Es ging um Jugendkultur, Jugendprotest, es ging um Gesellschaft, das war Fernsehen auf der Höhe der Zeit. „Ringo und die Stadt am Ende des Regenbogens“ (1977) oder zwei Jahre später „Der Tag, an dem Elvis nach Bremerhaven kam“ festigten seinen querdenkerischen Ruf und den inkludierten Anspruch, dass dokumentarisches Arbeiten rekonstruktive Sozialforschung ist.

Mit besonderer Note: nicht trockengelegt, sondern süffig in Bild und Ton aufbereitet. Der Fernsehmacher wurde mutiger, seine Formensprache offener, Königstein arbeitete verstärkt auch als Autor und Regisseur. Mit seinem kongenialen Partner Heinrich Breloer führte er das Dokudrama ins Medium ein, jene Schnittstelle, wo das Drama das Dokument und das Dokumentarische das Drama beglaubigt. Historische Stoffe („Das Beil von Wandsbek“, 1981), zeithistorische Arbeiten wie „Die Staatskanzlei“ (1989), das „Todesspiel“ (1997), 2001 schließlich „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“. Das sind Marksteine des anspruchsvollen öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Seinem quecksilbrigen Charakter war es zu danken, dass der wieder und wieder ausgezeichnete Königstein über seine „Heimatabende“ im NDR kabarettistische Jahresbilanzen zog. Der Mann war nicht zu fassen, und weil er das nicht war, war er besonders. Am Sonntag ist Horst Königstein mit 67 Jahren gestorben.

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