zum Hauptinhalt
Konkurrenzfähiger will die Deutsche Welle sein. Deshalb bekommt auch die Spanisch-Redaktion mit Leiter Carlos Delgado und Moderatorin Pía Castro mehr zu tun.

© DW/J. Röhl

Neuausrichtung: Neue Deutsche Welle

Der Auslandssender überarbeitet sein Programm und will vor allem in Lateinamerika stärker auftreten. Mit dabei ist „Günther Jauch“.

Den „Tatort“ hätte er gerne, vielleicht auch Spielfilme von Privatsendern wie RTL, Sat1 & Co, aber das sind alles Wünsche, die Erik Bettermann hintanstellen muss. Erstmal geht es für den Intendanten der Deutschen Welle darum, das neue Informationsprogramm des deutschen Auslandsfernsehens umzusetzen, das er am Dienstag in Berlin vorstellte und das am Montag starten soll.

Der Sender will sich damit auf dem internationalen Markt konkurrenzfähiger aufstellen. Denn gab es Anfang der 90er Jahre neben der Deutschen Welle nur noch BBCWorld und CNN, bieten nach Bettermanns Angaben heute 25 Sender Auslandsfernsehen in englischer Sprache an. China hat gleich zwei Kanäle, selbst der Iran sendet aus Teheran mit Press TV in die Welt hinaus.

Zwar wird die Deutsche Welle nun nicht zu einem aktuellen Nachrichtensender wie BBCWorld oder Al Dschasira ausgebaut, sondern im Vordergrund stehen weiter Informationen über Ereignisse und Kultur aus Deutschland, aber dennoch wird das englische Angebot deutlich aufgestockt. Bisher war jeweils stündlich abwechselnd in Deutsch und Englisch gesendet worden, ab Montag berichtet der Basiskanal der Deutschen Welle, der in Nordamerika, Afrika, Asien und Australien zu empfangen ist, täglich 24 Stunden auf Englisch, sagte Bettermann. Stündlich gibt es Nachrichten, bei „Breaking News“ soll aktuell auf Ereignisse reagiert werden können.

Neben dem Basiskanal gibt es fünf weitere Sendeschienen: In Europa, Amerika, den arabischen Ländern und Asien wird weiterhin teils auf Deutsch, teils auf Englisch gesendet, dazu das Programm für Lateinamerika deutlich ausgebaut. Statt einer Stunde gibt es hier künftig 20 Stunden spanischsprachiges Programm.

Die Bedeutung dieses Kontinents nehme immer mehr zu, deshalb wolle sich die Deutsche Welle sich hier besonders engagieren, sagte Bettermann. Während regionale Sender in Lateinamerika in erster Linie nur über ihr eigenes Land berichten würden, in Argentinien beispielsweise nicht groß über Ereignisse im angrenzenden Chile informiert werde, berichte die Deutsche Welle auch über die Grenzen hinaus. 850 Partner in der Region würden dazu bisher das Angebot der Deutschen Welle übernehmen, Verhandlungen mit weiteren Sendern werden geführt.

Zu sehen bekommen die Zuschauer weiterhin die stündliche Nachrichtensendung „Journal“ mit Berichten über Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport aus Deutschland und Europa und das Magazin „Euromaxx“. Neu im Programm sind Jauch, Maischberger, Illner & Co, denn die Deutsche Welle darf stärker auf das Material von ARD und ZDF zurückgreifen. „60 Prozent wird der Anteil aus ARD und ZDF künftig am Gesamtprogramm ausmachen“, sagte Bettermann. Zahlen müsse die Deutsche Welle dafür nicht extra, sofern die Sender jeweils die sogenannten Weltrechte innehaben würden. Bettermann wünscht sich aber nicht nur mehr Talks, Dokumentationen und Reportagen in seinem Programm, sondern auch mehr Unterhaltung – als „Schmiermittel“, um Zuschauer ans Programm heranzuführen. Über Formate wie „Tatort“ oder Filme wie „Die Manns“ wolle er deshalb bald mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten sprechen. „Auch eine Zusammenarbeit mit den Privaten kann ich mir vorstellen“, sagte Bettermann .

Greifbarer ist vorerst die Umstellung des verbesserten Internetangebots, das ebenfalls am Montag startet. Auf der Website www.dw.de sollen Informationen in 30 Sprachen zugänglich und auch per kostenloser App abrufbar sein. Die Strukturreform sei nur durch „interne Umschichtungen“ möglich gewesen, sagte Bettermann. So habe die Deutsche Welle beispielsweise die Kurzwellenausstrahlung ihrer Hörfunkangebote mit Ausnahme Subsahara-Afrikas eingestellt, um die erforderlichen 24 Millionen Euro zusammenzubekommen. Für 2012 betrage der Etat insgesamt 271 Millionen Euro. Weil dieser künftig wohl eher gesenkt als aufgestockt wird, stellt Bettermann gleich die Bedingungen klar, zu denen mehr Unterhaltung ins Programm geholt werden soll: „Kosten soll’s nichts.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false